Die Universität Marburg hat erstmals eine Antisemitismusbeauftragte benannt. Die Wissenschaftlerin Susanne Urban übernehme die neu geschaffene Position, teilte die Philipps-Universität am Donnerstag mit. Urban leitet seit Anfang 2022 die Recherche- und Informationsstelle RIAS Hessen, die antisemitische Vorfälle in Hessen dokumentiert. Die Stelle ist an der Universität Marburg angesiedelt.
Die Antisemitismusbeauftragte solle als Anlaufstelle für Universitätsangehörige dienen, die antisemitische Vorfälle erleben oder beobachten. Sie berate das Präsidium, pflege den Kontakt der Universität zur jüdischen Gemeinde sowie anderen Institutionen und bringe präventive Maßnahmen mit auf den Weg.
Die Zahl antisemitischer Vorfälle, die RIAS Hessen dokumentiert, habe sich in den vergangenen zwölf Monaten vervielfacht, betonte Universitätspräsident Thomas Nauss. „Nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 ist Antisemitismus an Hochschulen präsent“, erklärte Susanne Urban. „Seitdem aber eskalierte die Situation; auch an der Universität Marburg und auf dem Campus.“
Urban, die Germanistik, Politikwissenschaft und Geschichte studierte und in Jüdischen Studien promovierte, arbeitete zuvor unter anderem im Jüdischen Museum in Frankfurt, bei einer jüdischen Zeitschrift und sechs Jahre lang in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel. Zudem war sie Geschäftsführerin des Vereins der sogenannten Schum-Städte Speyer, Worms und Mainz, deren jüdisches Erbe – Monumente und Friedhöfe – seit Juli 2021 Unesco-Welterbe sind.