Stralsund. Der Südturm der Stralsunder Nikolaikirche muss saniert werden. Nach häufigem Frost mit anschließendem Tau zu Beginn des Jahres hätten sich schwerwiegende Schäden an den Fassaden der Türme von St. Nikolai gezeigt, sagt Pastor Albrecht Mantei. Besonders betroffen sei die Westfassade des Südturms. Die Kirche liegt zentral an Markt und Rathaus und ist im Sommer Anziehungspunkt für bis zu 800 Touristen am Tag.
Herausgewaschene Fugen ließen zunehmend Wasser in die Backsteine eindringen. Bei Frost habe dies ein Sprengen der Steine zur Folge, so der zuständige Architekt Burkhardt Eriksson. Durch die offenen Fugen gelange zudem auch Saatgut, das dort gute Wachstumsbedingungen vorfinde. Das Wurzelwerk verursache ebenfalls Schaden an den Backsteinen der gotischen Kathedrale.
Bauzaun versperrt Zugang
Nachdem bereits Stein- und Putzstücke aus der Fassade in den öffentlichen Raum gefallen seien, habe dringender Handlungsbedarf bestanden, so Pastor Mantei. Deshalb habe die Kirchengemeinde die Westseite mit dem Hauptportal und dem Durchgang zwischen Rathaus und St. Nikolai durch einen Bauzaun sperren lassen.
Förderanträge laufen
Die gesamte West- und Südfassade muss nun gereinigt und von abgängigem Mörtel und gelösten Ziegeln befreit werden. Schadhafte Steine, die Fugen und Blend-Nischen werden erneuert. Ein erster Bauabschnitt wird nach Angaben von Architekt Ericsson knapp eine Million Euro kosten. Die Arbeiten insgesamt werden mit über sechs Millionen Euro veranschlagt.
Sollten entsprechende Förderanträge unter anderem bei Bund, Land und Denkmalstiftungen Erfolg haben, rechnet die Kirchengemeinde mit einem Sanierungsbeginn im kommenden Jahr. Der Förderverein St. Nikolai mit seinen über 600 Mitgliedern hat bereits eine finanzielle Beteiligung von 100.000 Euro zugesagt.
Ein Welterbe der Unesco
St. Nikolai ist die älteste Kirche Stralsunds. Mit ihrem Bau wurde mit der Verleihung des Stadtrechtes 1234 begonnen. Um 1350 waren die Arbeiten abgeschlossen. Die Bauform der Kirche – eine dreischiffige Basilika mit Umgangschor und Doppelturmanlage – unterstreicht den Machtanspruch und Reichtum Stralsunds, das eine der führenden Hansestädte des Mittelalters war. Gemeinsam mit der Altstadt von Wismar wurde die Altstadt von Stralsund 2002 in die Welterbeliste der Unesco eingeschrieben. (epd)