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Suche nach Adventsfenstern

Lieb gewonnene Traditionen wie der „Lebendige Adventskalender“ sind in diesem Jahr nicht möglich. Aber viele Kirchengemeinden haben sich gute Alternativen einfallen lassen.

Die Adventszeit einfach so verstreichen lassen? Das kommt für die Evangelische Kirchengemeinde Querenburg in Bochum gar nicht in Frage. „Es ist in diesem Jahr ohnehin so vieles ausgefallen oder konnte nur in abgespeckter Version stattfinden“, sagt Christoph Uhlig. Er ist der „Projektmanager“ des „Running Adventskalenders“, zu deutsch: ein rennender Adventskalender.

„Im Grunde ist das eine Art wichteln“, sagt Uhlig. Erst Mitte November kam die Idee in der KIrchengemeinde auf. Es sollte etwas sein, das die Menschen in Bewegung bringt und man aneinander denkt. „Wir haben 31 Anmeldungen“, erklärt Uhlig. Jeder hat jemanden zugelost bekommen und genaue Informationen erhalten, wann und wo er eine kleine Aufmerksamkeit abgeben soll. „Dabei ist allen selbst überlassen, ob sie klingeln oder den Briefkasten nutzen.“ Ebenso weiß jede und jeder, wann er selbst etwas bekommt. „Es sollen auch keine wertvollen Geschenke sein. Da genügt auch eine Karte mit einem schönen Spruch oder Gedanken.“ Ziel der Aktion ist es, zu zeigen, dass Kirche erfahrbar ist.

Kirche soll auch in der Pandemie erfahrbar sein

Ebenfalls in Bewegung sind die Menschen in Elverdissen. In dem Herforder Stadtteil hat der „Lebendige Adventskalender“ eine lange Tradition. „Aber das ist dieses Jahr nicht drin“, sagt Matthias Höner, Vorsitzender des Vereins „Unser Elverdissen“. In dem Dorfverein haben sich sämtliche örtlichen Vereine und Gruppen zusammengetan – auch die Kirchengemeinde und CVJM. Der Verein stellt auch den lebendigen Adventskalender auf die Beine.

„In diesem Jahr musste eine Alternative her, wo alle beteiligt sind“, sagt Matthias Höner. So entstand die Idee zum Fenster-Adventskalender: Im Ort verteilt gibt es 24 geschmückte Fenster mit einer Zahl versehen. Im Gemeindebrief und im Internet gibt es den Laufzettel, wo man eintragen kann, wo sich welches Fenster befindet. Wer den Zettel ausgefüllt hat, kann ihn am Ende der Adventszeit abgeben und an einer Verlosung teilnehmen. „Wir haben Menschen gesucht, die bereit sind, ein Fenster zu gestalten“, berichtet Höner. „Nach 24 Stunden waren alle vergeben. Ich glaube, alle freuen sich, wenn wir trotz Corona etwas gestalten.“

Susanne Störmer war bereits in ihrem Dorf spazieren. „Ich hab an einem Abend gleich sieben Türchen gefunden“, freut sie sich. Gibt aber auch zu: „Ich hatte schon ein paar Familien in Verdacht.“ Fast eineinhalb Stunden war sie unterwegs. Ein guter Ausgleich zu ihrem Beruf im Büro, den sie übrigens als Sekretärin und „gute Seele“ in der UK-Stammteilredaktion in Bielefeld ausübt. „Mir ging unterwegs das Eichendorff-Gedicht durch den Kopf: ,Markt und Straßen stehn verlassen‘. Aber dann habe ich doch noch ein paar Leute getroffen. Das war schön.“

Die Aktion findet sie gut. „Man kommt in Bewegung und hat eine Aufgabe dabei. Es ist ein bisschen Detektivarbeit. Und es gibt ganz toll gestaltete Fenster.“ Zum Beispiel das von Familie Böske. „Wir hatten da gleich Lust drauf und uns gemeldet“, berichtet Steffi Böske. „Wir wollten kein klassisches Weihnachtsmotiv und auch kein kunterbuntes. Licht ist uns wichtig.“

So gestaltete sie mit Mann und Tochter mehrere Abende das Fenster. „Das war ein kreativer Prozess. Es ist auch noch nicht fertig. Wir haben beschlossen, dass sich das Bild im Laufe der 24 Tage auch noch verändern kann.“ Sie findet es eine „tolle Aktion“ und freut sich, selbst auf die Suche zu gehen.