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Studium ohne Abitur: Erstmaliger Rückgang bei den Erstsemesterzahlen

Die Zahl der neu eingeschriebenen Studierenden ohne Abitur ist einer Studie zufolge nach Jahren des stetigen Wachstums im Jahr 2022 erstmals rückläufig gewesen. Im Vergleich zu 2021 sank die Erstsemesterzahl ohne allgemeine Hochschul- und Fachhochschulreife von rund 16.000 auf knapp 13.000, wie das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) am Dienstag in Gütersloh unter Berufung auf aktuelle Statistiken mitteilte. Ihr Anteil an der gesamten Studentenschaft betrug 2022 demnach 2,7 Prozent.

In den vergangenen Jahren habe im gesamten deutschen Hochschulbereich die Erstsemesterzahl abgenommen, nannte Studienautorin Sigrun Nickel als einen Grund für den Rückgang. „Zusätzlich können sich beim Studium ohne Abitur für die Zahlen des Jahres 2022 auch noch die Nachwirkungen von Corona sowie die gestiegenen Kosten durch die Inflation auswirken.“ Denn an einer privaten Hochschule, wo vier von zehn Studierenden ohne Abi wegen der flexiblen Studienmöglichkeiten eingeschrieben sind, fielen Gebühren an.

Seit 2011 gibt das CHE jährlich Zahlen zum Studium ohne allgemeine Hochschul- und Fachhochschulreife heraus. Datengrundlage sind Angaben des Statistischen Bundesamtes. Laut den jüngsten verfügbaren Daten von 2022 waren in dem Jahr rund 70.000 Studierende ohne Abitur oder Fachabitur an einer deutschen Hochschule eingeschrieben. Das entsprach einem Anteil von 2,4 Prozent an allen Studierenden im Bundesgebiet.

Voraussetzungen für die Bewerbung um einen Studienplatz ohne allgemeine Hochschulreife und Fachhochschulreife sind in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie der Nachweis von Berufserfahrung oder der Abschluss einer beruflichen Aufstiegsfortbildung.

Die meisten Erstsemester hatten sich laut Studie 2022 in Thüringen eingeschrieben. Dort betrug ihr Anteil an allen Studienanfängerinnen und -anfängern 8,5 Prozent. Dahinter folgen Bremen (3,8 Prozent) und Rheinland-Pfalz (3,7 Prozent). Das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen kommt auf einen Anteil von 2,7 Prozent. Berlin und das Saarland liegen mit 2,2 beziehungsweise zwei Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.

Hauptgrund für den Spitzenplatz von Thüringen ist die IU Internationale Hochschule mit ihrem Hauptstandort in Erfurt, die ihre große Zahl an Fernstudierenden dem Hauptsitz zuordnet. Daneben gehört die staatliche Fern-Universität in Hagen in NRW weiter zu den am stärksten nachgefragten Hochschulen bei Erstsemestern ohne Abi.

Bei der Wahl der Studienfächer hatte sich 2022 Hälfte für die Fächer Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eingeschrieben. Zunehmend gefragt ist laut Nickel auch der Bereich Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften. In den Fächern Pflegewissenschaft/-management und in der Gesundheitspädagogik habe sich mittlerweile jede und jeder Vierte über den Beruf für das Studium qualifiziert, sagte sie.