Sozial benachteiligte Familien finden laut einer Studie in vielen Fällen keinen Betreuungsplatz für ihre Kinder. An diesem sozioökonomischen “Kita-Gap” (Kita-Lücke) habe sich auch zehn Jahre nach Einführung des erweiterten Rechtsanspruchs auf einen Kindergarten-Platz wenig geändert, ergab eine am Mittwoch in Wiesbaden veröffentlichte Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). Sie wurde von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegeben.
Der Erhebung zufolge gibt es bei der Nutzung öffentlich finanzierter Bildungs- und Betreuungsangebote insbesondere für Kinder zwischen einem und unter drei Jahren ein starkes Gefälle: “Demnach sind Kinder aus Familien deutlich unterrepräsentiert, die armutsgefährdet sind, in denen überwiegend kein Deutsch gesprochen wird oder deren Eltern keinen akademischen Hintergrund besitzen.”
Insgesamt habe in Deutschland die Hälfte der Kinder in dieser Altersklasse einen Kita-Platz – unter Kindern aus armutsgefährdeten Haushalten sei es aber nur ein Viertel. “Bei Familien, die überwiegend kein Deutsch zuhause sprechen, gehen drei von zehn Kindern in eine Kita, bei Familien ohne akademischen Hintergrund vier von zehn”, so die Studie.
Nach Ansicht von Katharina Spieß, Direktorin des BiB und eine der Autorinnen der Studie, wäre es falsch, die geringere Kita-Nutzung auf einen geringeren Bedarf der Familien zurückzuführen. “Tatsache ist: Die Kita-Bedarfe können für potenziell benachteiligte Familien seltener gedeckt werden. Dies betrifft vor allem das zweite und dritte Lebensjahr von Kindern, zeigt sich aber teilweise bis zum Schuleintritt.”
Laut Spieß haben insgesamt 21 Prozent aller Familien mit Kindern zwischen einem und unter drei Jahren trotz Betreuungswunsch keinen Kita-Platz. Bei armutsgefährdeten Familien seien es 33 Prozent, bei Familien ohne akademischen Hintergrund 25 Prozent und bei Familien, in denen überwiegend kein Deutsch gesprochen wird, 39 Prozent.
“Die Befunde zeigen höhere ungedeckte Bedarfe vor allem bei denjenigen Gruppen, bei denen Kinder und Eltern besonders von einem Kita-Besuch profitieren könnten”, erklärte der Co-Autor der Studie, Mathias Huebener. Demnach könnte ein früherer Besuch in einer qualitativ guten Kita Ungleichheiten in der Entwicklung von Kindern verringern, die sich bereits vor dem Schuleintritt teils deutlich ausprägten.