Islamisten sprechen junge Menschen im Netz an, indem sie über gemeinsame Rassismuserfahrungen sprechen. Das zeigt eine Studie im Auftrag der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen. Demnach sprechen Videos in Sozialen Netzwerken gezielt über Gefühle wie Ausgrenzung, Entfremdung und das Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Verknüpft werde das Ganze mit islamistischen Botschaften, um einen emotionalen Zugang zu extremistischen Erzählungen zu schaffen, so die Studie.
“Demokratie ist ein Werben um Ideen – das schließt auch radikale Positionen ein, die dem Wesen der Demokratie entgegenstehen”, sagt Tobias Schmid, Direktor der Landesmedienanstalt. Es reiche deswegen nicht aus, junge Menschen vor Manipulation zu warnen. “Wir als Gesellschaft müssen sie und ihre Themen ernst nehmen. Das dürfen wir nicht den Extremisten überlassen”, so Schmid weiter.
Studie untersucht islamistische Videos auf Tiktok und Youtube
Für die Studie untersuchte das Forschungsteam zehn islamistische Videos auf Tiktok und auf Youtube. In den Videos selbst wurden islamistische, aber legale Botschaften verbreitet. Zusätzlich wertete das Team 1.800 Kommentare unter den Videos aus. Dabei stellten sie fest, dass sich Nutzer in den Kommentarspalten oft deutlich radikaler äußerten als in den Videos selbst. Hier biete sich ein Raum für Vernetzung mit Gleichgesinnten. Außerdem werde versucht, die jungen Nutzer in geschlossene Chatgruppen auf WhatsApp oder Telegram zu locken, was der Studie zufolge die Einbindung in extremistische Milieus begünstige. Diese Mechanismen seien auch bei politisch extremen und frauenverachtenden Online-Inhalten zu beobachten.
Die Studie empfiehlt, Kommentarbereiche als eigenständige Risikoräume anzuerkennen und in der Plattformregulierung gezielt zu berücksichtigen. Man müsse “endlich die Plattformen dahin bringen, ihre Verantwortung für die freie Gesellschaft zu übernehmen, die ihre eigene Existenz erst ermöglicht”, so Schmid: “Durch den Abbau von Moderationsteams werden der Hass und die demokratiefeindlichen Äußerungen unter solchen Videos – und damit die Radikalisierung junger Menschen – jedenfalls nicht geringer.” Darüber hinaus empfiehlt die Studie eine bessere Ausbildung von Fachkräften für Prävention und die Förderung alternativer Algorithmus-Modelle, die differenzierte, faktenbasierte Inhalte sichtbarer machen.
