Der Klimawandel versetzt Korallenriffe im Roten Meer unter Druck. Das Deutsche Meeresmuseum Stralsund untersuchte in Zusammenarbeit mit der Universität Rostock über rund vier Jahrzehnte dortige Areale, die „besorgniserregenden Ergebnisse“ wurden jetzt veröffentlicht, wie Meeresmuseum und Uni am Donnerstag mitteilten. Neben einem um rund 80 Prozent verringerten Riffwachstum sprechen die Forschenden von Verschiebungen in der Artenzusammensetzung, die auf einen Wandel der Korallengemeinschaften hindeuteten. Ursachen für die Verschiebungen seien beispielsweise die Korallenbleichen von 2010 und 2015.
„Infolge des Klimawandels kommen Warmwasserereignisse, die zu Korallenbleichen führen, immer häufiger vor. Riffgemeinschaften haben so immer weniger Zeit, sich zu regenerieren“, erklärte der Leiter der Untersuchungen, Götz-Bodo Reinicke vom Deutschen Meeresmuseum. Widerstandsfähigere Arten etablierten sich dann erfolgreicher. „Das Bild, das wir heute von den Riffen im Roten Meer haben, ändert sich fortlaufend weiter, quasi vor unseren Augen.“
Die Korallenriffe vor der Küste der Republik Sudan gehörten noch immer zu den unberührtesten Riffen im Roten Meer, hieß es. Seit 1980 verfolgen Forschende des Deutschen Meeresmuseums dort die Entwicklung von vier Test-Arealen im Meeres-Nationalpark Sanganeb. Die komplexen küstennahen Saumriffe, vorgelagerten Bänke und Untiefen der Dungonab-Bucht im Norden und des weiter südlich gelegenen Sanganeb-Atolls wurden 2016 in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen. Zuletzt hat ein internationales Team von Forschenden des Deutschen Meeresmuseums, der Universität Rostock und der Universität Wien die Flächen 2019 digital kartiert und ausgewertet.
„Während der Netto-Riffzuwachs von 1980 bis 1991 im Schnitt zwischen 2,27 und 2,72 Zentimeter jährlich betrug, lag er im Zeitraum von 1991 bis 2019 lediglich bei 0,28 bis 0,42 Zentimetern“, sagte die Erstautorin der neuen Studie, Meeresbiologin Sarah Abdelhamid von der Universität Rostock.
Auch die allgemeine Entwicklung der Riffe verändere sich im Zusammenhang regionaler Einflüsse des Klimawandels, hieß es. Zusammen mit sudanesischen Partnern und dem Sanganeb-Nationalpark-Team plane das Deutsche Meeresmuseum deshalb, die langfristige Beobachtung der Test-Areale in dem Schutzgebiet fortzusetzen.