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Studie der Universität Münster: Nur wenige Senioren halten sich an Medikamenten-Pläne

Münster – Nur wenige Senioren halten nach einer aktuellen Studie der Universität Münster ihre Medikamentenpläne ein. In lediglich 6,5 Prozent der untersuchten Fälle stimmte der Medikationsplan mit den eingenommenen Mitteln genau überein, wie die Universität am Dienstag erklärte. Medikationspläne als „Regieanweisung“ stammten meist vom Hausarzt, würden manchmal aber auch von Angehörigen oder von den Patienten selbst verfasst.
Für die Studie beobachteten münstersche Wissenschaftler die Arzneimittel-Einnahmen von rund 500 Patienten über einen Zeitraum von 15 Monaten. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 73 Jahren. Auf den Medikationsplänen der Teilnehmer standen im Durchschnitt knapp neun verschreibungspflichtige und ein nicht verschreibungspflichtiges Arzneimittel.
Bei der Kontrolle der Einnahme wurden in der Studie durchschnittlich mehr als fünf Abweichungen pro Patient festgestellt. Insgesamt ergaben sich mehr als 2000 Unterschiede zwischen den laut Medikationsplänen einzunehmenden Präparaten und den tatsächlich eingenommenen. Dabei handelte es sich in 78 Prozent der Fälle um verschreibungspflichtige und in 22 Prozent der Fälle um nicht verschreibungspflichtige Medikamente und Präparate.
Die meisten Abweichungen betrafen den Ergebnissen zufolge Mittel gegen Bluthochdruck (494 Fälle), gefolgt von Schmerzmitteln (178) und Antidepressiva (105). In rund 40 Prozent der Fälle wurde demnach ein Arzneimittel gegen ein weitgehend ähnliches Medikament eines anderen Herstellers ausgetauscht, wie es hieß. In etwa jedem fünften Fall (18 Prozent) hatten Patienten ein oder mehrere Arzneimittel ohne Kenntnis des Arztes abgesetzt. In elf Prozent der Fälle habe es zum Teil erhebliche Abweichungen bei der eingenommenen Dosis gegeben.
Die Autoren der Studie empfahlen eine stärkere Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern. Zudem sollten öffentliche Apotheken eine Schlüsselrolle bei der Erstellung und der regelmäßigen Aktualisierung von Medikationsplänen übernehmen. Vor dem Aushändigen des Einnahmeplans solle eine Medikationsanalyse vorgenommen werden, erklärten die Autoren. Die Studie ist Bestandteil des Ausbildungs-Modellprojekts der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zur Arzneimitteltherapiesicherheit.epd