Viele Menschen im Bürgergeldbezug müssen einer Untersuchung zufolge auf grundlegende Dinge verzichten. In knapp jedem dritten betroffenen Haushalt (30,8 Prozent) reicht das Geld nicht für eine vollwertige Mahlzeit an mindestens jedem zweiten Tag, wie aus einer Studie der Forschungsstelle des Paritätischen Gesamtverbands hervorgeht. Ebenfalls ein Drittel der Haushalte (33,4 Prozent) kann sich demnach kein Auto leisten, mehr als die Hälfte (55,4 Prozent) kann abgenutzte Möbel nicht ersetzen. Die Werte sind jeweils deutlich höher als in der Gesamtbevölkerung.
Bürgergeld-Empfänger: Neue Daten geben Einblick in Lebenslagen
Für die Studie griff die Forschungsstelle des Paritätischen Gesamtverbands auf eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts zurück. Die Behörde erhebt für europäische Statistikzwecke Daten zur sogenannten materiellen und sozialen Entbehrung. Dafür werden jedes Jahr etwa 40.000 Haushalte in Deutschland befragt. Unter anderem wird für 13 Dinge oder Aktivitäten erfasst, ob der Haushalt oder die befragte Einzelperson sich diese aus finanziellen Gründen nicht leisten kann. Wenn dies für fünf Dinge oder Aktivitäten bejaht wird, gelten die Haushalte als „materiell und sozial depriviert“, ab sieben Elementen gilt die Entbehrung als „erheblich“.
Für 2024 ergab sich laut der Studie eine Quote von 11,2 Prozent der Menschen in Deutschland, die materielle oder soziale Entbehrung erfahren. Bei Bürgergeldbeziehenden liegt der Anteil bei 50 Prozent. Eine erhebliche Entbehrung erleben demnach rund 6 Prozent der Gesamtbevölkerung, aber 30,5 Prozent der Menschen, die von Bürgergeld leben. Unter ihnen besitzen der Untersuchung zufolge 17,2 Prozent nur ein Paar Schuhe. 48,5 Prozent können sich keine regelmäßigen Freizeitaktivitäten leisten, die Geld kosten.
Bürgergeld im Fokus: Armut bleibt trotz Unterstützung groß
„Es ist ein Skandal, dass Millionen Menschen nicht einmal das Nötigste haben“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Joachim Rock. „Während die Bundesregierung aktuell Reformpläne vorlegt, in denen vorrangig von Kürzungen und Verschärfungen die Rede ist, können Menschen im Bürgergeld sich keine tägliche vollwertige Mahlzeit leisten und haben kein zweites Paar Schuhe.“ Das sei beschämend für Deutschland. Rock forderte eine „spürbare Erhöhung“ der Regelsätze im Bürgergeld.
