Laut einer Studie der Universität Siegen sind Menschen mit Migrationshintergrund auf dem Ausbildungsmarkt deutlich benachteiligt. Besonders im Nachteil sind der Untersuchung zufolge Menschen mit türkischen und arabischen Namen, wie die Uni am Dienstag mitteilte. Unternehmen reagierten seltener auf ihre Bewerbungen, auch bei guten schulischen Leistungen. Zuerst hatte die „Süddeutsche Zeitung“ darüber berichtet.
In einem Feldexperiment hatten die Forschenden mehr als 50.000 Bewerbungen von fiktiven Personen an Betriebe verschickt, die Ausbildungsplätze ausgeschrieben hatten. Während es auf Bewerbungen mit deutschen Namen in 67,8 Prozent der Fälle eine Rückmeldung von den Betrieben gegeben habe, seien es bei Bewerberinnen mit arabischen Namen nur 36,8 Prozent gewesen. Türkische, russische und hebräische Namen hätten ebenfalls unterdurchschnittlich abgeschnitten. Die jeweiligen schulischen Leistungen der fiktiven Personen hatten den Angaben zufolge keinen signifikanten Effekt.
Diskriminierung auf dem Land stärker
Die nachgewiesene Diskriminierung war laut Universität nicht überall gleich stark. In kleinen Betrieben und auf dem Land sei sie stärker gewesen als in großen Unternehmen und in Städten. Während in Industrie- und Handwerksbetrieben der Bewerbername einen starken Ausschlag gegeben habe, seien die Unterschiede in der öffentlichen Verwaltung gering. Im Bundesschnitt habe die Zahl der Rückmeldungen für ausländische Namen um 15 Prozentpunkte unter der für deutsche gelegen.
Im Anschluss an das Experiment seien Unternehmen befragt worden, hieß es. Diese hätten auch Sorgen vor behördlichem Mehraufwand bei ungeklärtem Aufenthaltsstatus oder ein kompliziertes Ausländerrecht als Gründe für die Absage genannt. Die Ökonomin Dilara Wiemann vom Siegener Zentrum für Ökonomische Bildung erklärte, Betriebe ließen Potenzial ungenutzt. Für die Benachteiligten sei es eine „Katastrophe, denn selbst deutlich bessere Schulnoten oder soziales Engagement ändern nichts daran, dass Herkunft Leistung schlägt“.
