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Stressforscher: An Einsamkeit kann man sterben

Einsamkeit beeinflusst Erkrankungen von Menschen negativ. Für Betroffene ist sie zudem mit viel Scham verbunden. Stressforscher Mazda Adli fordert, Einsamkeit aus der Tabuzone zu holen.

Der Psychiater und Stressforscher Mazda Adli warnt vor den Folgeerkrankungen von Einsamkeit. “Einsamkeit ist eine Form von chronischem Stress, der auf unseren Körper und unsere Psyche einwirkt”, sagte Adli am Dienstag im ARD-Morgenmagazin. Folgen seien typische Stressfolgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Depressionen. “Und man kann an Einsamkeit ehrlich gesagt auch sterben, es gibt eine Einsamkeitssterblichkeit. Sie verkürzt unsere Lebenserwartung und ist ein negativer Einflussfaktor für alle Erkrankungen, an denen wir leiden können”, so Adli, der an der Charite in Berlin den Forschungsbereich “Affektive Erkrankungen” leitet.

Im Gegensatz zur Einsamkeit könne das Alleinsein “ein ganz großer Luxus” für einen Menschen sein. Einsamkeit sei für Betroffene hingegen mit viel Scham verbunden. “Sie passt nicht zu unserem Konzept von sozialer Intelligenz und nagt an unserem Selbstwertgefühl”, erklärte Adli. Betroffene hätten Angst, dass der eigene soziale Status dadurch absinken könnte.

Der “giftige Stachel der Einsamkeit” entstehe, wenn Menschen das Gefühl hätten, sich nicht selbst aus dieser Situation befreien zu können. Adli: “Es fehlt einem an Menschen, die einen mögen oder die einem helfen oder mit denen man einfach Zeit verbringen kann.” Einsamkeit erleben demnach vor allem Menschen im hohen Lebensalter jenseits der 80 sowie Menschen im jungen Erwachsenenalter zwischen 20 und 30 Jahren.

Laut Adli ist es notwendig, ein Bewusstsein für Einsamkeit zu schaffen und das Thema aus der Tabuzone herauszuholen. Erst dann würden sich Betroffene auch trauen, sich beispielsweise ihrem Arzt gegenüber zu öffnen.