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Stimmexperte: Mehr Verständnis für Stimmkrisen bei Opernstars

Opernfans haben es bestimmt schon erlebt: Man freut sich auf eine Aufführung mit berühmten Sängern, doch einer der Stars musste leider absagen. Warum ein Stimmexperte mehr Nachsicht mit dem betreffenden Künstler fordert.

Der Münchner Stimmexperte Matthias Echternach hat mehr Verständnis für Opernsängerinnen und Opernsänger gefordert, die Aufführungen absagen müssen. Ein solches Verständnis sei in der Regel bei einem Hochleistungssportler vorhanden, der sich ein Bein breche oder dessen Meniskus kaputt gehe, sagte Echternach der “Süddeutschen Zeitung” (Donnerstag). “Bei Sängern wird das häufig als Schwäche gewertet. Dabei leisten diese Menschen wirklich Unbeschreibliches.”

Als Beispiel führte der Professor für Phoniatrie und Pädaudiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität die Arie der “Königin der Nacht” in Mozarts “Die Zauberflöte” an. Das seien Spitzentöne, die Sopranistinnen da erzeugen könnten, und die Darbietung werde auch noch mit einem künstlerischen Ausdruck versehen. Wenn das mal nicht gelinge, heiße es aber schnell, “ah, die hat eine schlechte Technik”, kritiserte Echternach.

An seinem Lehrstuhl seien auch sehr viele Studien über den hohen Tenor-Gesang gemacht worden, sagte der Wissenschaftler. Auch er selbst habe sich immer gefragt, was ein guter Tenor sei. Seiner Ansicht nach ist die einzig haltbare Definition: “Ein guter Tenor ist einer, der gut bezahlt wird, Tenor zu singen.” Sonst werde vor allem von Gesangspädagogen an allen etwas kritisiert, egal, ob es sich um Jonas Kaufmann, Klaus Florian Vogt oder Piotr Beczala handle. Es gebe nur eine einzige Ausnahme, und das sei Fritz Wunderlich (1930-1966).

Grundsätzlich aber gilt laut Echternach: “Singen ist unglaublich gesundheitsförderlich. Wir wissen, dass Stresshormone abgebaut werden, dass Singen das Wohlbefinden steigert. Deshalb einfach singen und Spaß dabei haben!”