Die Ehefrau von Wikileaks-Gründer Julian Assange wirft der britischen Justiz Machtmissbrauch vor. Die britische Justiz bewege sich im politischen Raum, das sei ein unausgesprochenes Geheimnis, sagte Stella Assange der „Berliner Zeitung“ (Dienstag): „Julian Assange ist ein politischer Gefangener. Sein Fall ist politisch.“
Assange, der seit viereinhalb Jahren im britischen Hochsicherheits-Gefängnis Belmarsh einsitzt, habe es mit einer rachsüchtigen Macht zu tun, die die Gesetze und das Justizsystem korrumpiere, um ihn gefangenzuhalten, sagte die Menschenrechtsanwältin, die seit 2022 mit dem Wikileaks-Gründer verheiratet ist: „Es müsste einfach das Gesetz angewandt werden, damit seine willkürliche Inhaftierung endet.“
Das Belmarsh-Gefängnis nahe London sei als britisches Guantanamo Bay bekannt: „Die Art, wie man ihn behandelt, ist grausam, sie ist entmenschlichend.“ Ihr Mann sei täglich 22, 23 Stunden lang in seiner Zelle, habe keinen Internet-Zugang. Telefonate mit ihm würde nach zehn Minuten unterbrochen.
Assange sitzt seit 2019 in Auslieferungshaft. Die USA fordern seine Auslieferung wegen Spionage. Ihm drohen dort 175 Jahre Haft.
Wikileaks hatte 2010 gemeinsam mit der „New York Times“, dem „Guardian“ und dem „Spiegel“ Auszüge aus Militärprotokollen veröffentlicht, die unter anderem Kriegsverbrechen der USA während der Kriege in Afghanistan und im Irak belegten.
Für seine journalistische Aufklärungsarbeit war der 52-Jährige am vergangenen Sonntag in Abwesenheit mit dem Konrad-Wolf-Preis der Berliner Akademie der Künste ausgezeichnet worden.