Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wünscht sich eine baldige deutsche Bitte um Entschuldigung beim namibischen Volk für dort begangene Kolonialverbrechen. Bei der Trauerfeier für den verstorbenen Präsidenten Hage Geingob sagte Steinmeier am Samstag in der Hauptstadt Windhuk, der Weg der Versöhnung, den beide Länder vor beinahe zehn Jahren eingeschlagen haben, sei nicht einfach gewesen. „Zusammen sind wir jedoch sehr weit gekommen – und wir wollen noch weiter gehen“, sagte er.
Geingob war am 4. Februar mit 82 Jahren an einem Krebsleiden gestorben. In Deutschland werde er „für immer in Erinnerung bleiben, weil er den Mut hatte, dem deutschen Volk über den dunklen Abgrund unserer Geschichte hinweg die Hand zu reichen“, sagte Steimeier laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript. Der Bundespräsident sprach von einem „Abgrund aus Gräueltaten, die von Deutschen während der Kolonialherrschaft verübt wurden“.
Steinmeier sagte: „Hoffentlich kann ich sehr bald und unter anderen Umständen nach Namibia zurückkehren, denn ich bin davon überzeugt, dass es an der Zeit ist, das namibische Volk um Entschuldigung zu bitten. Ich bedauere nur, dass unser Freund, der große Präsident Geingob, nicht mehr hier sein wird, um den Prozess zu vollenden, den er angestoßen hat.“
Zwischen 1904 und 1908 hatte das Deutsche Kaiserreich in seiner damaligen Kolonie einen Völkermord begangen, der 80 Prozent der dort lebenden Herero und 50 Prozent der Nama auslöschte. Mehr als 80.000 Menschen wurden getötet oder verdursteten in der Wüste. 2015 nahmen Deutschland und Namibia Verhandlungen über Zahlungen und eine Entschuldigung für die Verbrechen auf. 2021 erkannte die Bundesregierung die Gräueltaten als Völkermord an. Zugleich sagte Deutschland ein Programm zur Unterstützung der Nachfahren der Herero und Nama in Höhe von 1,1 Milliarden Euro zu. Rechtliche Ansprüche auf Entschädigung sollen daraus aber nicht ableiten lassen.