Boualem Sansal, inhaftierter Schriftsteller und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, darf Algerien verlassen. Auslöser war ein Appell von Bundespräsident Steinmeier.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Algeriens Staatspräsident für die Begnadigung des Schriftstellers Boualem Sansal gedankt und diese als wichtige humanitäre Geste bezeichnet. “Sie zeigt auch die Qualität der Beziehungen und des Vertrauens zwischen Deutschland und Algerien”, sagte er laut Mitteilung des Bundespräsidialamtes. Steinmeier hatte am Montag einen Appell an den algerischen Staatspräsidenten Abdelmadjid Tebboune gerichtet und diesen mit humanitärer Gesinnung und politischer Weitsicht begründet.
Der Schriftsteller befinde sich nun auf dem Weg zur medizinischen Versorgung in Deutschland, hieß es weiter. Hier habe Sansal, so Steinmeier, viele Leser und Freunde. “Es war mir ein sehr wichtiges Anliegen. Es ist sehr gut, dass Boualem Sansal frei ist.”
Auch gebe es einen Austausch mit dem französischen Staatspräsidenten. Boualem Sansal ist algerischer und französischer Staatsbürger sowie Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels.
Am Mittwochnachmittag hatte zunächst das algerische Präsidialamt die Freilassung Sansals bekannt gegeben. Grund dafür sei Steinmeiers Appell gewesen, hieß es in einer Mitteilung.
Der 76-jährige Sansal erhielt 2011 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Immer wieder äußerte er sich kritisch zu religiösen und politischen Entwicklungen in seinem Heimatland. Seit einem Jahr sitzt er in Algerien in Haft. Am 1. Juli wurde er wegen “Vergehen gegen die Staatsgewalt” in zweiter Instanz zu einer Geld- und einer fünfjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.
Die Schriftstellervereinigung PEN Deutschland begrüßt Sansals Begnadigung. “Wir freuen uns heute doppelt: zum einen, weil Sansal wohl bald frei sein wird, zum anderen aber auch, weil unsere hartnäckige Arbeit sich lohnen kann”, sagte der Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter des PEN Deutschland, Najem Wali, am Mittwoch in Darmstadt. Auch die Organisation hatte sich zuvor nach eigenen Angaben für die Freilassung Sansals eingesetzt.