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Steinfigur der römischen Götterwelt entdeckt

Was bei Ausgrabungen in Stuttgart-Bad Cannstatt zuerst nur ein schlammverschmierter Sandstein schien, erwies sich als knieende Figur mit menschlichem Kopf. Seit Anfang des Jahres fänden im Römerkastell an der Altenburger Steige Ausgrabungen statt, teilte das Landesmuseum Württemberg am Freitag in Stuttgart mit. In römischer Zeit habe dort zunächst ein Kastell für eine Reitereinheit gestanden, später eine ausgedehnte Zivilsiedlung.

Die Hände der Figur ruhen auf Hüfte und Beinen, die Beine gehen in eine Art Schlangenleib über. Bei der Figur handle es sich deshalb um ein Mischwesen der römisch-germanischen Götterwelt, einen sogenannten Giganten, sagte Andreas Thiel, leitender Archäologe des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart. Der Gigant passe zu weiteren Funden, die schon vor über einhundert Jahren zutage kamen.

Im Depot des Landesmuseums Württemberg gibt es einen stark beschädigten Viergötterstein mit den Darstellungen der römischen Gottheiten Merkur, Juno, Hercules und Minerva. Er stammt aus einem Brunnen am Rand der jetzigen Grabungsfläche und wurde 1908 gefunden. Der unscheinbare Gigant könnte damals auch dort gelegen haben, vermutet Thiel. „Er entging den Kollegen aber wohl, was nicht verwunderlich ist, wenn man sich den Stein noch schmutzig vorstellt.“ Mit dem neuen Fund ist es laut Mitteilung möglich, eine Jupiter-Giganten-Säule zu rekonstruieren, die einst im Bereich einer wichtigen Straßenkreuzung der römischen Ansiedlung von Bad Cannstatt aufgestellt war. (0819/19.04.2024)