Erstmals hat die Stadt Oldenburg am Mittwoch einen Armutsbericht vorgelegt. Demnach haben im Jahr 2021 mehr als 20.000 der rund 175.000 in Oldenburg gemeldeten Menschen soziale Transferleistungen erhalten, die eine Armutslage vermuten lassen. Allerdings sei diese Mindestsicherungsquote von 11,3 Prozent mit Vorsicht zu betrachten, da verdeckte Armut hierbei nicht erfasst werde, erläuterten die Autoren des Berichts. Auch sei diese Zahl keine Armutsquote, weil die dazu notwendigen Einkommensdaten fehlten.
Deutschlandweit ist den Angaben zufolge seit 2006 ein fast durchgängiger Anstieg der Armutsgefährdung zu verzeichnen. Niedersachsen liege mit einer Armutsgefährdungsquote von 18,3 Prozent im Vergleich mit den anderen Bundesländern im Mittelfeld. Die Stadt Oldenburg liege im Vergleich der kreisfreien Städte mit 11,3 Prozent bei der Mindestsicherungsquote ebenfalls im Mittelfeld zwischen Wolfsburg mit 8,5 Prozent und Wilhelmshaven mit 16,1 Prozent.
„Oldenburg ist eine prosperierende Stadt, aber auch vor uns macht die bundesweite Entwicklung einer steigenden Armutsgefährdung infolge von Pandemie, Energiekrise und Inflation nicht halt“, sagte Sozialdezernentin Dagmar Sachse. Erstmalig sei die Armutsgefährdung kleinräumig in insgesamt 43 Stadtbereichen beleuchtet worden. Der Bericht sei daher ein wichtiges Instrument, um die vorhandenen Ressourcen dort ziel- und bedarfsgerecht einzubringen, wo sie am dringendsten gebraucht werden. „Denn wenn Armut Teilhabe und Wahlmöglichkeiten verhindert, besteht die Gefahr einer immer größer werdenden sozialen Spaltung, die es zu verhindern gilt“, betonte Sachse.
Die Analysen zeigten zudem, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen einem erhöhten Armutsrisiko ausgesetzt sind, hieß es. Dazu zählten Oldenburgerinnen und Oldenburger, die nicht Deutsche sind, Kinder und Jugendliche sowie Haushalte mit Kindern – insbesondere von Alleinerziehenden. Zudem sei das Armutsrisiko für ältere Menschen in den vergangenen Jahren gestiegen. Um gerade dort wirksamer zu agieren, seien detaillierte Informationen zur Armutsbetroffenheit unerlässlich.