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Sprecher Katsch: Betroffene bei Missbrauchs-Aufarbeitung beteiligen

Bei der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt ist nach Ansicht des Betroffenen-Vertreters Matthias Katsch die Beteiligung Betroffener unerlässlich. „Ganz viele Projekte haben an dieser Stelle die größten Probleme“, sagte der Sprecher der Initiative „Eckiger Tisch“ aus dem Bereich der katholischen Kirche bei einer Tagung zum Thema Missbrauch in der Kirche am Wochenende in der Evangelischen Akademie in Loccum. Zumindest über einen beratenden Beirat sollte die Perspektive Betroffener einbezogen werden.

Dabei sei ein traumasensibler Umgang mit den Menschen nötig, die oftmals als Kinder oder Jugendliche Schlimmstes durchleiden mussten, betonte Katsch bei der Tagung in Kooperation mit der Fachstelle „Prävention Sexualisierter Gewalt“ der evangelischen Landeskirche Hannovers. „Sie müssen dafür sorgen, dass Menschen, die bereit sind, über ihre Erfahrungen zu sprechen, nicht am Ende schlimmer dran sind als vorher.“ Nötig seien Strukturen, die ihnen dabei helfen, dauerhaft mit ihrer Geschichte weiterzuleben. „Die gibt es aber durch die Bank nicht.“

Katsch stellte als Mitglied der Unabhängigen Kommission des Bundes zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs neu entwickelte „Standards für die Betroffenenbeteiligung bei der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in Institutionen“ vor, die in einem zweijährigen Dialogprozess mit Betroffenen und Vertretern von Institutionen unter Federführung der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung entwickelt worden waren.

Außerdem beklagte er, dass viele Betroffeneninitiativen erlebten, dass sie in ihrer Arbeit nicht weiterkämen, auch weil Geld fehle. Nötig sei eine staatliche Unterstützung, denn es gehe um Menschen, die sich trotz ihrer Erfahrungen für gesellschaftliche Fortschritte engagierten. „Jeder Gang in den Keller der eigenen Erinnerungen ist eine enorme Belastung.“