Die Hamburger Regierungsfraktionen von SPD und Grünen fordern digitale Streetwork-Angebote gegen Hass und Fehlinformation im Internet. Die Prävention von religiösem Extremismus, Antisemitismus und Radikalisierung solle so weiter gestärkt werden, teilten die beiden Fraktionen am Sonntag mit. Der rot-grüne Antrag ist Thema in der Bürgerschaftssitzung am Mittwoch (20. Dezember).
Im Kontext des Nahost-Konflikts würden zunehmend die Möglichkeiten von Social Media genutzt, um mithilfe von Fehlinformationen junge Menschen zu radikalisieren, hieß es von SPD und Grünen. Sie erklärten, es brauche im Nahost-Konflikt eine vermittelnde Perspektive. Der Senat solle eine Bestandsaufnahme der städtischen Maßnahmen gegen religiösen Extremismus und Antisemitismus vornehmen. Die Strategien seien an die jüngste Eskalation des Nahost-Konflikts anzupassen, Fachkräfte im Sozialbereich müssten für die Arbeit mit Jugendlichen sensibilisiert werden.
SPD-Abgeordneter und Sozialausschussmitglied Iftikhar Malik erklärte, Extremisten schürten das Gefühl, Opfer ungerechter Zuschreibungen und Benachteiligungen zu sein. Hier begännen Radikalisierungsverläufe. Digitale Straßensozialarbeit erreiche junge Menschen dort, wo sie einen großen Teil ihrer Freizeit verbringen und mit extremistischer Propaganda und Falschinformationen konfrontiert würden. „Digitale Präventionsarbeit setzt nahe der Quelle an und könnte so zu einer wichtigen Unterstützung werden“, sagte Malik.
Von Michael Gwosdz, religionspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, hieß es, die Bilder des Krieges in Nahost emotionalisierten auch viele Menschen in Hamburg. Sie zeigten einerseits Antisemitismus sowie Schmerz und Angst der Juden in Israel und weltweit. Andererseits dokumentierten sie das Leben und Leid der Menschen in Gaza, die von der Hamas als menschliche Schutzschilder benutzt werden. „Diese emotionale Vielschichtigkeit ist schwer zu ertragen und bietet einen Nährboden – auch hier bei uns in Deutschland – für religiösen Extremismus, insbesondere bei Jugendlichen“, sagte Gwosdz. Digitale Streetwork-Angebote könnten Radikalisierungstendenzen junger Menschen auf Online-Plattformen entgegentreten.
Weiterhin sollten Träger der politischen Bildung, Religionsgemeinschaften, Initiativen, Projekte und Netzwerke im Kampf gegen Antisemitismus und Radikalisierung gestärkt werden, sagte Gwosdz. „Hamburg ist eine starke und vielfältige Stadt, die sich entschlossen und mit Zusammenhalt gegen die schwierigen Folgen dieses Nahost-Krieges stellen muss.“