Auch die Kirche in Spanien steckt im Missbrauchssumpf. Die Zahlen steigen. Neben dem Wunsch nach Aufklärung legt sich die Bischofskonferenz aber auch mit der sozialistischen Regierung an.
Spaniens Bischofskonferenz hat zum zweiten Mal ihre Liste von sexuellen Missbrauchsfällen in der spanischen Kirche aktualisiert. Laut den neusten Ergebnissen der kircheninternen Studie kam es seit 1940 zu 1.057 dokumentierten Missbrauchsfällen. Das sind 251 mehr als in dem Bericht vom Dezember. 428 Missbräuche trugen sich in den Diözesen zu, 613 in religiösen Orden. Die restlichen Fälle spielten sich in religiösen Schulen und kirchlichen Institutionen ab. Viele Fälle seien aber noch nicht gänzlich bestätigt, da sie weit zurückliegen und die genauen Umstände noch nicht genau geklärt werden konnten, heißt es in dem Bericht der Bischofskonferenz.
Weiter verweist der Bericht darauf, dass sich die Zahlen noch ändern. Die Kirche werde aber alles tun, um alle Fälle aufzuklären und den Schmerz der Opfer zu lindern. Das bezieht sich vor allem auch auf finanzielle Entschädigungen, für welche die Bischofskonferenz im November bereits ein eigenes Budget beschlossen hat.
Unterdessen wächst unter den Missbrauchs-Opfervereinigungen die Kritik an der Ernennung des neuen Vorsitzenden der Spanischen Bischofskonferenz, Luis Javier Argüello Garcia. Der 70-jährige Erzbischof von Valladolid sorgte in der Vergangenheit für Schlagzeilen, weil er die Kritik der sozialistischen Regierung an einer halbherzigen Aufklärung der Missbrauchsfälle seitens der Kirche als rein politisch motivierten Angriff ablehnte. “Das Interesse besteht nicht darin, den Opfern zu helfen, sondern die Kirche anzugreifen”, so der am Dienstag gewählte Vorsitzende des Episkopats.