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Sozialverbände: Weitere Kürzungen bedrohen den sozialen Frieden

Die großen Sozialverbände schlagen Alarm. Schon jetzt müssen sie viele Angebote einschränken oder ganz einstellen, zeigt eine neue Umfrage. Wenn die Regierung wie geplant weiter kürzt, könnte das fatale Folgen haben.

Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz und die anderen Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege warnen vor weiteren Kürzungen im Sozialbereich. In einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage zeigen sie zudem auf, dass schon jetzt viele Angebote eingeschränkt oder ganz eingestellt werden mussten. Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu helfen, werde angesichts massiver Kostensteigerungen und sinkender Haushaltsmittel immer schwieriger.

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO), der Deutsche Caritasverband, der Paritätische Gesamtverband, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Deutschland und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden fordern eine Trendwende bei der Finanzierung der Sozialen Arbeit. Ansonsten sei der soziale Frieden im Land gefährdet.

“Weitere Kürzungen bei sozialpolitischen Leistungen und bei der Förderung von Freiwilligem Engagement im Bundeshaushalt 2025 sind demokratiegefährdend und nicht akzeptabel”, warnte Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa wies auf das Netz von Kitas, Sozialstationen, Schuldnerberatungsstellen und Familienzentren hin für arme kranke oder einsame Menschen: “Einsparungen in Stadt, Land und Bund reißen Löcher in dieses Netz. Da wo die Kürzungen digitale Angebote wie die Online-Beratung betreffen, werden neben der analogen Nachbarschaft auch virtuelle Begegnungsräume zerstört.”

Die Umfrage in rund 8.300 Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege zeigt unter anderem, dass knapp zwei Drittel bereits Angebote einschränken oder ganz einstellen mussten. Mehr als drei Viertel der Befragten rechnen damit, ihre Angebote auch 2025 weiter zurückfahren zu müssen. Mehr als 70 Prozent befürchten zudem, dass sich die Einschränkung der Angebote negativ auf demokratisches Engagement vor Ort auswirken wird.

Der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege (BAGFW) Michael Groß (AWO) fügte hinzu: “Unsere Umfrage zeigt: Die Sparpolitik des Finanzministers ist eine ernste Bedrohung für die soziale Infrastruktur in unserem Land.”

Und Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes, ergänzte: “Ungleichheit und Armut gefährden die Grundlagen sozialer und politischer Teilhabe. Das Abhängen ganzer Regionen und Stadtteile sowie die massenhafte Ausgrenzung von Menschen dürfen wir uns nicht länger leisten.”

Die Spitzenverbänden haben nach eigenen Angaben rund 1,9 Millionen hauptamtliche Beschäftigte in 118.000 Einrichtungen und Diensten mit 4,1 Millionen Betten beziehungsweise Plätzen.