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Sozialökonom Halfar: Energetische Sanierung braucht privates Kapital

Gemeinnützigen Trägern in der Sozialbranche fehlt oft das Geld für teure Investitionen in den Klimaschutz. Viele hoffen deshalb, dass der Staat Milliardenbeträge zur Förderung der Transformation aufbringt. Doch das ist aus der Sicht des Sozialökonomen Bernd Halfar naiv. Statt nach dem Fiskus zu rufen, „wäre es gut, andere Finanzierungsmodelle ins Auge zu fassen“, sagte der Professor der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es sei unumgänglich, privates Kapital für die Transformation zu nutzen.

Halfar spricht von „gigantischen Beträgen“, die nötig wären, um bundesweit rund 100.000 Gebäude, die soziale Träger nutzen, bis 2040 klimaneutral zu machen. Für alle Sozialimmobilien inklusive der Krankenhäuser bräuchte man demnach mindestens 150 Milliarden Euro. „Der Staat ist nicht in der Lage, das zu finanzieren, schon gar nicht in Zeiten der wirtschaftlichen Schwäche“, erklärte Halfar.

Nach seiner Ansicht lässt sich das Problem nur lösen mit privatem Kapital in Form von Investmentfonds für Infrastruktur. Investieren könnten Versorgungswerke, Family Offices mit gesellschaftlicher Orientierung, aber auch kirchliche Vermögensverwaltungen: „Das Kapital ist da, in Deutschland wie auch im Ausland.“

Halfar schlägt als ein Modell vor, Dachflächen mittels privatem Kapital mit Photovoltaik-Anlagen auszurüsten, bei Bedarf gekoppelt mit Energiespeichern. Dafür bekämen die Geldgeber eine Rendite, jedoch nur dann, wenn der soziale Träger mit dem Investor zusammen eine Contracting-Firma gründe – einen Energieversorger, der den Strom an den oder die Sozialträger verkaufe. Und zwar zu dem Preis, den der Kostenträger im laufenden Betrieb erstattet.

Eine solche Regelung müsse sein, „denn die soziale Einrichtung braucht mit dem Investor eine Kick-back-Lösung, also eine Rückvergütung“, sagte Halfar. Und die liegt in der Differenz zwischen dem Strompreis, den der Kostenträger übernimmt, und dem, der tatsächlich anfällt.”

Dieses Modell funktionierte auch jenseits der Stromerzeugung, erklärte Halfar. Denkbar sei es etwa bei der Heizungsumstellung. „Eine Wärmepumpe könnte auch einem Investor gehören. Das Gleiche gilt für Energiespeicher.“ Die würden generell in der Zukunft unverzichtbar, sagte er. „Im Prinzip wird das Sozialunternehmen dann Energieversorger. Von der geschäftlichen Denke her wäre das die richtige Konsequenz, auch, weil die Renditen sicher sind.“ (00/0162/20.01.2025)