Der Vorsitzende des sorbischen Dachverbands “Domowina”, Dawid Statnik, warnt vor der AfD. Die christliche Verwurzelung der Sorben sei hilfreich, aber kein “Allheilmittel”.
Aus Sicht des Vorsitzenden des sorbischen Dachverbandes “Domowina” spielt der katholische Glaube eine Rolle dafür, dass die AfD in sorbisch dominierten Gemeinden deutlich weniger Stimmen als anderswo erhalten hat. Die Menschen dort seien “sehr stark im katholischen Glauben verankert”, sagte Dawid Statnik am Donnerstag im Interview mit dem Berliner “Tagesspiegel” (Online). “Ich vermute, diese christlichen Grundwerte spielen eine Rolle hinsichtlich der Betrachtung der Werte, welche die AfD vertritt.” Allerdings sei das Sorbische auch kein “Allheilmittel” gegen die rechte Partei, weil es Sorben gebe, welche die AfD wählen.
Gleichzeitig warnt der 41-Jährige vor konkreten Gefahren für die sorbische Minderheit durch AfD-Programmatik: Im Rahmen der europäischen Kulturpolitik strebe die AfD laut Programm an, deutsche Minderheiten im Ausland zu unterstützen und zu fördern. “Die Unterstützung von nationalen Minderheiten sucht man dort vergeblich”, sagte Statnik. Sorben und Sorbinnen fühlten sich durch die Partei bedroht. “Die Geschichte hat uns gelehrt, dass eine Gesellschaft, welche Mehrsprachigkeit und Mehrpluralität zulässt, eine Gesellschaft ist, in der wir als Sorben gut leben können.”
Im Hinblick auf die Landtagswahlen im September in den Ländern Brandenburg und Sachsen, beides sorbische Siedlungsgebiete, befürchtet Statnik, dass es zur “Unregierbarkeit” kommen könnte. “Persönlich hoffe ich, dass die AfD hier in keine Regierungsverantwortung kommt.”
Die Sorben sind eine westslawische Volksgruppe und in der Bundesrepublik als Minderheit anerkannt. Sie leben vor allem in der Lausitz in Brandenburg und Sachsen. Etwa drei Viertel der Sorben sind protestantisch, ein Viertel ist katholisch. Ihr 1912 gegründete Interessenvertretung Domowina hat heute als Verband rund 7.300 Mitglieder.