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Sommer im Kopf

„Noch nie habe ich so persönlich über mich gesprochen“, sagt Daniel „Dän“ Dickopf. Das Mitglied der legendären Band „Wise Guys“ hat jetzt ein Buch herausgegeben. Empfehlung zu Weihnachten

Kneipengespräche über Gott und die Welt: Diese Formulierung wird oft bemüht. Meist will man damit sagen, dass man Dinge beim Namen anspricht. Offen und ehrlich. Ohne gedankliche Verrenkungen.

Genau solche Gespräche hat Bernd Becker geführt. Der Herausgeber und Verleger dieser Zeitung UK hat sich in den vergangenen Monaten mehrfach mit Daniel Dickopf getroffen. Der Musiker Dickopf, bekannt unter seinem Künstlernamen „Dän“, war eines der Mitglieder der legendä­ren Musikband „Wise Guys“ (englisch für „Schlaumeier“). Die Kölner Musikgruppe, die meist a cap­ella sang, also ohne Instrumentalbegleitung, war unter anderem für ihre Auftritte beim Deutschen Evangelischen Kirchentag bekannt. Etwa 2009 in Bremen, als die Wise Guys vor 65.000 Menschen sangen.

Herausgekommen ist dabei ein Buch: „Sommer ist, was in deinem Kopf passiert“, jetzt im Luther-Verlag erschienen (siehe unten).

Lampenfieber, Medienkritik, Heimat, Depressionen und Glücksgefühle – Dän erzählt von 35 bewegten Jahren auf und hinter der Bühne. Auch Kirche, Glaube und Zweifel kommen vor. Noch nie, sagt Dickopf, habe er so persönlich gesprochen. Auch die nicht immer einfache Beziehung zu seinen Bandkollegen, die sich 2017 trennten, kommt dabei vor.

Es ist ein Buch, das man schon halb verschlungen hat, bevor man überhaupt richtig merkt, dass man angefangen hat zu lesen. Kurzweilig. Flott geschrieben. Interessant. Nicht nur für Musikliebhaberinnen und -liebhaber oder Fans der Wise Guys. Klare Kaufempfehlung zu Weihnachten.

Im Folgenden ein paar Auszüge:

Trauer: Das Lied „Dankbar für die Zeit“ ist nach solch einem Spaziergang entstanden. Hintergrund war die schwere Krankheit eines Wise Guys-Fans. Das Mädchen war ein Teenager und schwer krank. Uns erreichte die Nachricht, dass sie vor ihrem Tod gern noch möglichst viele der Wise Guys persönlich kennenlernen würde. Wir sind dann zu dritt zu ihr nach Hause gefahren. Es gab Kaffee und Kuchen, und wir waren beeindruckt davon, wie die ganze Familie mit der Situation umgegangen ist. Kurze Zeit später starb das Mädchen. Wir wurden zur Beerdigung eingeladen, und ich bin auch hingefahren. … Viele haben geweint, und auch ich musste mit den Tränen kämpfen.

Kirche: Die Gemeinde bot jedes Jahr zu Ostern eine mehrtägige Fahrt in die Eifel an, in ein Gemeinde-eigenes Haus in Tondorf. Da bin ich mitgefahren, zumal Marc „Sari“ Sahr auch in der Messdienergruppe war, mein Klassenkamerad und späterer Wise-Guys-Kollege.
In diesem Kreis habe ich damals wirklich eine Heimat gefunden. Es waren rund 40 Kinder und Jugendliche dabei, und die bildeten eine echte Gemeinschaft.

Hass: Der Mensch, der hasst, schadet immer auch sich selbst. Schon eine dauerhaft negative Einstellung zu einem Menschen, mit dem man regelmäßig zu tun hat, tut einem nicht gut. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, auch aus meiner Geschichte als Musiker. In dem Moment, in dem ich die negativen Gedanken überwunden habe, ging es mir immer viel besser.