UK 41/2018, Ökumene (Seite 4: „Kirchentagspräsident fordert mehr Tempo in Ökumene“)
Der Artikel lässt mich aufhorchen. Natürlich kann ich nachvollziehen, dass bei so manchen skeptischen Äußerungen prominenter Theologen (katholischer ebenso wie evangelischer!) in der Öffentlichkeit immer wieder der Eindruck entsteht, der ökumenische Prozess sei zum Stillstand gekommen. Das turbulente Geschehen zu Beginn dieses Jahres, ausgelöst vom Kölner Kardinal Woelki, mag diesen Eindruck sicher nähren. Aber Journalisten sind es doch eigentlich gewohnt, genau zu recherchieren. So sollte dem Journalisten und Kirchentagspräsidenten Hans Leyendecker doch eigentlich nicht entgangen sein, was denn nun wirklich geschehen ist. Wer die von der Deutschen Bischofskonferenz im Juni 2018 schließlich denn doch veröffentlichte mutmachende Orientierungshilfe „Mit Christus gehen – der Einheit auf der Spur“ gründlich liest – und zwar bis zur letzten Seite! –, der stößt auf eine unmissverständliche Einladung an evangelische Ehepartner zur Teilnahme an der Kommunion.
Der eine mag diesen Fortschriftt als Petitesse abtun, für mich als evangelischen Ehepartner in einer konfessionsverbindenden Ehe ist es ein Riesenschritt nach vorn!
Gern folge ich der Parole von Herrn Leyendecker „Wir sollten drängen, wir sollten vorangehen“. Die Frage sei aber gestattet: Wohin soll es denn vorangehen? Warum tut er die Formulierung „versöhnte Verschiedenheit“ als bloße Formel ab? Welche Alternativen schlägt er vor? Will er 2,5 Milliarden Christen in einer Einheitskirche sehen (von der uns alle einenden Kirche Jesu Christi natürlich abgesehen)? Im ökumenischen Prozess gibt es schließlich außer Katholiken und Evangelischen etliche Hundert weiterer Kirchen und Konfessionen. Da bin ich doch schon recht zufrieden, wenn wir uns in sichtbarer versöhnter Verschiedenheit so nahe sind wie nie zuvor in den letzten 500 Jahren – den Schritt zur eucharistischen Gastfreundschaft für alle werden wir dann ganz sicher auch erleben.
Das sichtbar gut funktionierende Fundament des aktuellen ökumenischen Fortschritts in Gestalt des gemeinsamen zutiefst beeindruckenden Auftretens von Landesbischof Bedford-Strohm und Kardinal Marx als „Männerballett“ abzuqualifizieren, ist denn doch wohl etwas danebengegriffen. Hildesheim, Bochum, Wittenberg 2017 und Münster 2018 haben da bei mir ganz andere Eindrücke hinterlassen. Ich freue mich schon jetzt darauf , wenn sich das im Juni 2019 fortsetzt, und wünsche dem Kirchentag in Dortmund Gottes Segen!
Ulrich Möller, Münster