“Die anderen haben alle eins:” Sätze wie diese treiben Eltern bei ihrer Entscheidung – ein Smartphone fürs Kind zu Weihnachten, ja oder nein? – in die Enge. Eine Psychologin rät zum Abwägen.
Kindlicher Alltag ohne Smartphone: Dem sollten Eltern nach Einschätzung einer Expertin einen angemessenen Platz geben. Für eine gesunde Entwicklung “ist es entscheidend, dass Eltern ihrem Nachwuchs genügend Zeit für ein medienfreies Aufwachsen einräumen”, erklärte Psychologin Franziska Klemm am Donnerstag in Hannover. Nur so könnten sich Kinder “in der analogen Welt grundlegende Fähigkeiten aneignen wie Sprach- und Lesekompetenz, die für den Handygebrauch unerlässlich sind.”
Auch Körper- und Sozialerfahrungen in der realen Welt “bilden eine zentrale Basis, um Selbstvertrauen zu erlangen und mit digitalen Medien etwa ab elf, zwölf Jahren selbstbestimmt und maßvoll umgehen zu können”, so Klemm. Grundsätzlich sei der individuelle Entwicklungs- und Kenntnisstand eines Kindes entscheidend, um den Herausforderungen eines Smartphones gewachsen zu sein.
“Bevor Sie Ihrem Kind ein Handy schenken, sollte es gut über die Funktionen digitaler Medien informiert und mit deren Vorteilen, aber auch Risiken vertraut sein”, empfahl die Psychologin. Zudem sollte das erste Handy zum Schutz vor möglichem Kontakt mit unangemessenen Inhalten kindersicher eingerichtet werden. Dazu zählen diverse Sicherheitseinstellungen wie etwa begrenzte Bildschirmzeit.
Zu den Fähigkeiten, über die ein Kind vor dem ersten Smartphone verfügen sollte, gehören demnach:
– Das Kind weiß Bescheid über digitale Funktionen wie Chatten und Surfen, über mobile Daten, WLAN und Bluetooth.
– Altersgerechte Kindersuchmaschinen sind bekannt.
– Das Kind kennt Kostenfallen, die über In-App-Käufe entstehen können und weiß, wie es seine Daten schützen kann.
– Das Kind ist in der Lage, medienfreie Zeiten einzuhalten.
– Sohn oder Tochter wissen, dass sie sich bei Problemen jederzeit an die Eltern wenden können.
– Das Kind weiß, dass ein Smartphone viel Geld kostet und hat versprochen, sorgsam mit dem Gerät umzugehen.
Nach einer forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) nutzen 59 Prozent der 12- und 13-jährigen Mädchen und Jungen digitale Medien- und Online-Angebote für soziale Kontakte. Für 38 Prozent in diesem Alter dienen die Geräte dazu, um schnell an Informationen zu kommen, und fast ebenso vielen, um ihr Wissen zu erweitern und Neues zu lernen (36 Prozent). Jeder Fünfte von ihnen greift aus Sorge, etwas zu verpassen (20 Prozent), auf digitale Medien- und Online-Angebote zurück.