In Deutschland gibt es 20 evangelische Landeskirchen. Die württembergische Landeskirche regt an, als “Fernziel” eine Fusion mit der badischen Landeskirche anzubahnen. Sie sieht das skeptisch, schließt es aber nicht aus.
Die badische evangelische Landeskirche hat skeptisch auf den Vorstoß aus der württembergischen Landeskirche für eine Fusion als “Fernziel” reagiert. Der Präsident der badischen Landessynode, Axel Wermke, sagte am Dienstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): “Dieser Fusionswunsch des geschäftsführenden Ausschusses der württembergischen Landessynode ist uns bekannt. Die Grundordnungen der beiden Landeskirchen allerdings unterscheiden sich sehr grundsätzlich.” Die badische Landesbischöfin Heike Springhart erklärte, der Wunsch aus der württembergischen Synode sei ihr bekannt. Sie und Wermke seien sich darin einig, “diese Frage auf der synodalen Ebene zu bearbeiten”.
Die württembergische Synodalpräsidentin Sabine Foth hatte am Samstag in Stuttgart gesagt, es gelte, “das Fernziel einer Fusion beider Landeskirchen achtsam in Gesprächen mit dem badischen Präsidium auszuloten und anzubahnen und dabei auch die Erfahrungen anderer Landeskirchen diesbezüglich in den Blick zu nehmen”. Zunächst könnte man “mit der badischen Landessynode gemeinsame Tagungen der Ausschüsse und gegebenenfalls auch der beiden Landessynoden” terminieren, regte Foth laut einer Mitteilung der württembergischen Landeskirche an. Es habe bereits kleine Schritte wie die “gelungene Fusion” der Archive und Bibliotheken gegeben.
Präsident Wermke sagte weiter: “Als Fernziel wurde die Fusion in Württemberg vorgestellt, als Fernziel sollte man die Fusion nicht aus den Augen verlieren.” Dabei müsse man allerdings bedenken, “dass einige Entscheidungen der Synode in Württemberg mit dem badischen Kirchenverständnis nicht zu vereinbaren sind”.
Er verwies etwa auf die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare. In der badischen Landeskirche können seit 2016 homosexuelle Paare einen Traugottesdienst feiern. In der württembergischen Landeskirche war eine solche Regelung am Samstag bei der Landessynode gescheitert. Der Entwurf eines entsprechenden kirchlichen Gesetzes verfehlte knapp die notwendige Zweidrittelmehrheit der Mitglieder der Landessynode.
Synodalpräsidentin Foth zeigte sich enttäuscht vom Ergebnis. Auch Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl sagte, er bedauere sehr, “dass wir bei der Frage der Trauung gleichgeschlechtlicher Ehepaare in dieser Legislatur keine Lösung gefunden haben”.
Es sei nicht gelungen, Brücken zwischen unterschiedlichen Verständnissen der Bibel zu bauen, “damit alle – gut reformatorisch – ihrem in der Heiligen Schrift begründeten Gewissen folgen können und sich gleichgeschlechtlich liebende Menschen nicht länger diskriminiert sehen.”
Der Lesben- und Schwulenverband Baden-Württemberg bedauerte die Entscheidung. Es sei “schade, dass die Evangelische Landeskirche in Württemberg damit gerade in Zeiten von zunehmender Hasskriminalität gegen queere Menschen und in denen wieder diskutiert wird, wer noch zu unserer Gesellschaft gehört und wer nicht, kein starkes Signal sendet.”
Das Votum sei “leider nicht historisch, sondern historisch rückständig”. So entspreche “in 14 Landeskirchen Deutschlands der Segnungsgottesdienst für homosexuelle Paare automatisch einer Trauung”.