Artikel teilen:

Sinti und Roma verhandeln mit Landesregierung über Staatsvertrag

Rechte der Minderheit der Sinti und Roma in Rheinland-Pfalz sollen in einem Staatsvertrag festgeschrieben werden. Mit der Mainzer Landesregierung hätten Verhandlungen darüber begonnen, sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes deutscher Sinti und Roma (VDSR), Jacques Delfeld Jr., dem Evangelischen Pressedienst (epd). Themen seien unter anderem eine bislang fehlende gründliche historische Aufarbeitung der Verfolgung der Sinti und Roma, die Etablierung eines Landesbeauftragten zur Bekämpfung von Antiziganismus, die Stärkung der Bildungsarbeit und eine stärkere Förderung von Kultur und Sprache.

Schätzungsweise 8.000 bis 10.000 Menschen in Rheinland-Pfalz gehörten der Minderheit an, sagte Delfeld. Viele hätten aus Angst vor der auch nach 1945 weiter andauernden Diskriminierung jahrzehntelang ihre Identität verleugnet: „Mindestens die Hälfte der Sinti und Roma im Land sprechen kein Romanes mehr.“

Der Landesverband war vor 40 Jahren gegründet worden und kämpfte ursprünglich insbesondere für die Rechte von Überlebenden der NS-Terrorherrschaft, denen in der Bundesrepublik vielfach aus rassistischen Gründen der Anerkennung als Opfer und Entschädigungszahlungen verweigert worden waren. 2005 schloss der VDSR mit dem Land eine Rahmenvereinbarung, die unter anderem den Aufbau einer Geschäftsstelle und die Kooperation bei Gedenk- und Bildungsveranstaltungen ermöglichte.

Bei den Verhandlungen über den Staatsvertrag ist der VDSR, der aktuell eine jährliche Förderung in Höhe von 235.000 Euro vom Land erhält, nach Auskunft des federführenden Mainzer Innenministeriums der einzige Verhandlungspartner des Landes. Neben Dänen, Friesen und Sorben sind die Sinti und Roma in Deutschland eine von vier offiziell anerkannten nationalen Minderheiten. Damit genießen sie einen besonderen rechtlichen Status.