„Ich danke Gott dafür, dass er mir eine gute Stimme gegeben hat“, sagte sie einmal. Barbra Streisand hat als Sängerin und Songwriterin Karriere gemacht, aber auch als Schauspielerin („Hello Dolly“) und Regisseurin („Yentl“). Sie verkaufte mehr Alben als die Beatles und die Rolling Stones. Am 24. April wird sie 75 Jahre alt.
Sie habe eine Stimme wie flüssige Diamanten, sagte der damalige US-Präsident Barack Obama über Barbra Streisand, als er ihr im November 2015 die „Presidential Medal of Freedom“ verlieh (Anmerkung der Redaktion: die „Freiheitsmedaille des Präsidenten“ ist neben der gleichrangigen „Goldenen Ehrenmedaille des Kongresses“ eine der beiden höchsten zivilen Auszeichnungen der USA). Ob im Film oder live auf der Bühne – man merkt Streisand an, welchen Spaß es ihr bereitet, vor Publikum zu agieren, herumzualbern, Gefühle zu zelebrieren, bisweilen bis an die Kitschgrenze.
Als Barbara Joan Streisand wird sie 1942 im New Yorker Stadtteil Brooklyn in eine jüdische Familie mit russisch-polnischen Vorfahren geboren. Der Vater, ein Lehrer, stirbt 1943. Mutter Ida, eigentlich Sängerin, sorgt als Schulsekretärin für den Lebensunterhalt.
Durchbruch 1964 mit dem Musical „Funny Girl“
Barbra besucht die Beis Yaakov Jewish School, singt im Schulchor und träumt davon, auf der Bühne zu stehen. Im Chor ist auch Neil Diamond, mit dem Streisand Jahrzehnte später im Duett „You Don‘t Bring Me Flowers“ aufnimmt. Duette mit anderen Stars wie Donna Summer und Billy Joel werden ihr Markenzeichen.
Schon als 16-Jährige sammelt sie erste Bühnenerfahrungen, tritt in Nachtclubs auf. Mit 20 debütiert sie am Broadway in dem Musical „I Can get It For You Wholesale“ und veröffentlicht das „Barbra Streisand Album“, das mit zwei Grammys ausgezeichnet wird. Sie lernt Elliott Gould kennen, der wie sie aus Brooklyn stammt. 1963 heiraten die beiden, Sohn Jason wird geboren, 1971 trennen sich ihre Wege.
Das Musical „Funny Girl“ bringt ihr 1964 den Durchbruch. Streisand findet einen Part, der ihr auf den Leib geschneidert scheint: die jüdische Komödiantin Fanny Brice, die 1910 zum Broadway-Star wurde – gegen alle Erwartung, galt sie doch als hässliches Entlein. Hollywood meldet sich: 1968 verfilmt William Wyler „Funny Girl“ und Streisand erspielt sich einen Oscar.
Ihr komödiantisches Talent prägt ihre Film-Karriere – ob in Peter Bogdanovichs „Is‘ was, Doc?“ (1972) oder in „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ (2004) und „Meine Frau, ihre Kinder und ich“ (2010), in denen sie und Dustin Hoffman als lebenslustige Spät-Hippies glänzen. Als eine von Streisands besten Schauspielleistungen gilt ihre Rolle als jüdische Marxistin und Friedenskämpferin Katie in Sydney Pollacks „So wie wir waren“ (1973) an der Seite von Robert Redford. Der Song „The Way We Were“ wurde ein Evergreen.
Ihr erster Film als Regisseurin, „Yentl“, erzählt von einem aufmüpden figen jüdischen Mädchen, gespielt von Streisand selbst, das sich aus den Fesseln der Tradition befreit. „Ich will ja nicht prahlen“, sagte Streisand, „aber Steven Spielberg meinte zu ‚Yentl‘, er hätte ja gern was kritisiert, doch gebe es in seinen Augen nach ‚Citizen Kane‘ keinen besseren Film“. Gleich siebenfach für den Oscar nominiert wird ihre zweite Regiearbeit „Der Herr der Gezeiten“ (1991), in dem auch Sohn Jason Gould zu sehen ist.
Am Set ist es wohl nicht immer einfach mit Barbra Streisand. „Solange ich mich erinnern kann, haben die Leute gesagt, ich sei herrisch und eigensinnig“, meint sie selbst. Und das liege daran, dass sie tatsächlich so sei.
Wenn sie auf der Bühne steht, strahlt sie eine schier unendliche Energie aus – etwa bei ihren umjubelten Deutschland-Konzerten 2013, als sie mit ihrem Sohn zusammen auftrat.
Sie sei einst nach Hollywood gekommen, ohne ihre Nase und die Zähne richten zu lassen, und ebenso wenig habe sie sich einen neuen Namen zugelegt, sagte Streisand einmal. Und darüber sei sie froh. Gerade die auffallende Nase und der leichte Silberblick aus intensiv schauenden Augen machen sie unverwechselbar.
Barbra Streisand ist auch politisch-gesellschaftlich engagiert, schreibt als Bloggerin bei der Online-Zeitung „Huffington Post“. 2016 warb sie um Wählerstimmen für Hillary Clinton. Und sie twittert eifrig gegen Donald Trump. Beim „Women‘s March“, dem landesweiten Protest gegen den neuen US-Präsidenten Trump am 21. Januar, sagte sie in Los Angeles: „Wahrheit ist die Essenz der Demokratie. Aber den frisch gewählten Präsidenten scheint das nicht zu interessieren. Das beunruhigt mich.“
Seit 1998 mit dem Schauspieler James Brolin verheiratet, lebt Barbra Streisand im kalifornischen Malibu auf einem Landsitz direkt an der Küste. Wenn sie denn mal zu Hause ist, denn ihr Terminkalender ist voll. Die nächsten Konzerte gibt sie im Mai in New York.