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Sexuelle Bildung in der Kirche: „Kinder sprachfähig machen!“

Janina Gruß ist Referentin für sexuelle Bildung in der Evangelischen Kirche von Westfalen. Ihre Aufgabe ist es, für sexualitäts- und geschlechtsbezogene Themen in der Jugendarbeit zu sensibilisieren.

Die Zahl der Fälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder hat zugenommen (Symbolbild)
Die Zahl der Fälle von sexualisierter Gewalt gegen Kinder hat zugenommen (Symbolbild)Imago / Imagebroker

Sexualisierte Gewalt und Missbrauch rücken verstärkt in den Blick der öffentlichen Diskussion – und sind Themenbereiche, die auch Janina Gruß beschäftigen, Referentin für sexuelle Bildung im Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen. Vor gut zwei Jahren wurde ihre Stelle geschaffen, um Mitarbeitende in der Jugendarbeit, aber auch Kinder und Jugendliche für Themen rund um die sexuelle Selbstbestimmung zu sensibilisieren.

Janina Gruß
Janina GrußAmt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen

Ihre Erfahrung: „Es gibt manchmal noch eine große Befangenheit, über sexuelle Themen zu sprechen.“ Dabei geht es um Aufklärungsarbeit – was ist Menstruation, wie geht Verhütung und Geschlechtsentwicklung. Aber auch sexuelle Identität und Entwicklung oder queere Themen gehören dazu. Ein weiterer Bereich ist die Prävention, damit es nicht zu sexualisierter Gewalt kommt.

Zwei Säulen der Prävention

„Für den Bereich Prävention gibt es weitere Kolleginnen und Kollegen, die sich seit vielen Jahren damit befassen, aber der Übergang ist fließend“, sagt Janina Gruß. Sie nennt zwei Säulen der Prävention. Das ist einmal, Kinder und Jugendliche zu stärken. „Wir wollen Kindern und Jugendlichen Wissen vermitteln über ihren Körper, aber auch über ihre Sinne und Gefühle.“ Die Referentin will ihnen klar machen, dass sie ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung haben. „Sie sollen sprachfähig werden, um gut für sich sorgen zu können. Damit sie zum Beispiel sagen können: ,Ich möchte da nicht angefasst werden‘ oder wenn sie bei manchen Spielen nicht mitmachen möchten.“

 

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Die zweite Säule der Prävention ist es, Erwachsene für die Bedürfnisse Kinder und Jugendlicher zu sensibilisieren. „Die Verantwortung liegt immer bei den Mitarbeitenden und den Erwachsenen. Sie darf nicht auf Kinder und Jugend­liche abgeschoben werden.“ Sie weiß, dass Betroffene oft viele Anläufe brauchen, um gehört und ernst genommen zu werden.

Mitarbeitende in der Kinder- und Jugendarbeit werden sensibilisiert

Daher ist es wichtig ,in der Schulung von Mitarbeitenden in der Kinder- und Jugendarbeit zu vermitteln, dass sie gut hinhören und aufmerksam sind. „Sie sollen bei Spielen darauf achten, wo es zu Körperkontakt kommen kann und das vorher so besprechen, dass Kinder und Jugendliche sich auch rausziehen können.“ Es ist nötig, die Grenzen der anderen zu akzeptieren – „das müssen auch Kinder und Jugendliche untereinander lernen“.

Hilfe bei sexualisierter Gewalt im Raum der evangelischen Kirche: