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Seemannsmission Bremerhaven hilft Seeleuten beim Landgang

Seeleute auf Kreuzfahrtschiffen haben nur wenig Zeit für sich. Damit sie diese auch mal an Land nutzen können, hilft die Seemannsmission Bremerhaven mit einem Fahrdienst. Am Steuer: Marieanne.

Marieanne steuert den weißen Bulli der Seemannsmission vom Kreuzfahrtschiffterminal in die Innenstadt.
Marieanne steuert den weißen Bulli der Seemannsmission vom Kreuzfahrtschiffterminal in die Innenstadt.Phillipp Steiner

Marieanne sitzt am Steuer eines weißen VW-Busses. Sie blinkt, bremst, beschleunigt, schimpft und scherzt: „Wird lustig heute.“ Der Verkehr im Hafen quält sich dahin. Lange Minuten braucht sie für die kurze Strecke aus Bremerhavens City zum Columbus Cruise Center, dem Kreuzfahrtterminal. Dorthin, wo ihre Passagiere warten. Es sind Seeleute des Kreuzfahrtschiffes „Mein Schiff 3“. An dem Laternenmast, an dem ein Schild „Free Transport“ und „Crew only“ hängt – „Gratis-Fahrt“ und „Nur Besatzung“. Mit einem Kleinbus der Seemannsmission bringt sie Mitarbeiter der Kreuzfahrtschiffe kostenlos in die Stadt und zurück zum Schiff.

Es ist ist ein Service der Deutschen Seemannsmission. „Für Seeleute auf Kreuzfahrtschiffen bleibt oft nur wenig Zeit für Landgang, und wir möchten die Möglichkeit dazu bieten, diesen auch wahrzunehmen“, sagt der Bremerhavener Seemannsdiakon Philipp Manthey: „quasi eine Art Tapetenwechsel, eine Art Ausgleichsmöglichkeit, zum Stressabbau, Shoppen, Entdecken der Stadt.“

Einmal Innenstadt und zurück

An diesem Dienstag gegen zehn Uhr warten ein Tunesier, ein Filipino und ein Indonesier am Treffpunkt auf Marieanne. „Is open“, also „Ist offen“, ruft die Ehrenamtliche den Seeleuten aus dem Bus heraus zu, und als sie drin sind „Guten Morgen! “ und „You know, seatbelt please“, also „Ihr wisst, den Anschnallgurt bitte“. Die meisten Seeleute zögern etwas vor dem Einsteigen und müssen eingeladen werden, erzählt Marieanne. Seit 2016 macht sie den Ehrenamtsjob.

 

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Dann nimmt sie Kurs auf die Innenstadt, wo sie ihre Passagiere am Seemannshotel absetzen wird. „Wir gehen zum Stadtzentrum, einmal Shopping oder Kaffeetrinken oder was zu essen, ein bisschen spazieren auf dem Land“, erzählt Mani, der Tunesier, in einer Mischung aus Englisch und Deutsch.

Bis halb drei Uhr nachts habe er in einer Bar an Bord gearbeitet, dann geschlafen, am frühen Morgen ist „Mein Schiff 3“ in Bremerhaven eingelaufen. Hier gehen Passagiere von Bord, neue Gäste beziehen ihre Kabinen. Schon am Abend soll das Kreuzfahrtschiff wieder auslaufen. In der Zwischenzeit haben Mani und Kollegen Zeit für eine kurze Stippvisite in die Bremerhavener Innenstadt.

Souvenirs für den Heimaturlaub

Auf ihrer nächsten Tour nimmt Marieanne drei Seeleute aus Indonesien mit. Einer von ihnen möchte Souvenirs kaufen für die Familie. In zwei Monaten wird er sie wiedersehen, erklärt er auf Englisch. Mit seinen Landsleuten plaudert er auf der Fahrt in ihrer eigenen Sprache, beim Absetzen ein holpriges „Danke“ auf Deutsch, woraufhin Marieanne „Gerne, you’re welcome“ erwidert.

Aus der Türkei, Kirgistan, Russland, Amerika, England, Dominikanischer Republik, Montenegro, Honduras habe sie schon Menschen an Bord gehabt, erzählt die Ehrenamtliche. Immer wieder sind es Seeleute von den Philippinen, zunehmend auch aus Indonesien.

Auch Novi stammt von dort, für den nächsten Monat plant sie einen Heimaturlaub auf der Insel Bali. Auf „Mein Schiff 3“ arbeitet sie in der Küche, erzählt die junge Frau, als sie im Kapuzenpulli und mit Rucksack mittags am Terminal auf Marieanne wartet. Dort hofft manchmal ein Dutzend Crew-Mitglieder auf die Gratistour – in den VW-Bus passen aber nur acht. Immer wieder pendelt Marieanne zwischen Stadt und Terminal. 109 Kilometer sind es an diesem Tag insgesamt, 67 Menschen hat sie dabei befördert.

„Es ist hart“, wenn es nur noch hin und her geht, sagt sie. Auf der anderen Seite macht es ihr Spaß, sonst würde sie nicht fahren. Und vielen Menschen aus den Crews der Kreuzfahrtschiffe ermöglicht die Ehrenamtliche etwas ganz Besonderes: ein paar Stunden an Land.