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Schweizerin gibt Einblicke in Ziele und Taktik bei Weltsynode

Einblicke in Debatten und Strategien bei der in Rom tagenden Weltsynode hat eine Schweizer Teilnehmerin gegeben. Sie lobt die Deutschen und plädiert für neue Allianzen.

Helena Jeppesen-Spuhler, Schweizer Teilnehmerin der in Rom tagenden Weltsynode, hat in einem Interview mit dem deutschsprachigen Theologen-Portal “feinschwarz” Einblicke in die Arbeit der am Sonntag zu Ende gehenden Synode gegeben. In dem am Mittwoch erschienenen Interview bemerkte sie, die Frauen würden vom Synodensekretariat gleichberechtigt behandelt. Und weiter: “Es wird sehr genau auf Minderheitenmeinungen geachtet. Es ist ein Stück Pionierarbeit, das spürt man.” Auch unter den Laien gebe es “Personen, die extrem reformkritisch unterwegs sind”.

Kritisch merkte sie an, dass für die Debatte des Schlussdokuments der Synodenversammlung zu wenig Zeit bleibe. “Ich weiß noch nicht, wie das gehen soll. Es bräuchte viel mehr Absprache, Austausch, Vernetzung im Umfeld dieser Beratungen hier. Darauf ist in der Kirche offenbar noch keiner so richtig eingestellt.”

Als Beispiel nannte sie das Thema Frauendiakonat. Wenn man dafür eintrete, wie dies die Kirche in der Schweiz mehrheitlich wolle, dann müsse man “eine Strategie haben, wie man das erreichen und in Gesprächen weltkirchlich voranbringen möchte. (…) Wenn man etwas verändern möchte, dann muss man dafür etwas tun – sich kurzschließen, sich austauschen, Verbündete suchen, für Ideen und Überzeugungen werben.” Über die Deutschen sagte die Schweizer Synodale, sie seien “viel strategischer, weil deren Bischöfe vom Synodalen Weg her gewohnt sind, so zu denken.”

Jeppesen-Spuhler berichtete weiter, innerhalb und außerhalb der Aula sei der Frauendiakonat und der Zugang der Frauen zu den Weiheämtern diskutiert worden. “Es ist einfach ein Thema, und keineswegs nur ein europäisches. Das große Problem ist, dass es über diese faktischen Übereinstimmungen weltweit gar kein richtiges Gespräch und keinerlei Austausch gibt.” Sie selbst sei von anderen Frauen angesprochen worden, die in “kirchenamtlicher Abhängigkeit” arbeiten. “Die kommen dann oft zu mir und sagen: Du musst reden, sag es offen – wir können das nicht so, aber wenn Du voran gehst, können wir uns einklinken.”

Zum Schlussdokument, das am Samstag verabschiedet werden soll, merkte sie an: “Ich erwarte, dass wir ganz konkrete Schritte vorschlagen können – etwa zur verbindlichen Partizipation und Rechenschaftspflicht, nach oben in der Hierarchie und gegen unten an die Basis, und zum Zugang der Frauen zu den Weiheämtern.” Sie hoffe, “dass damit die Richtung klar wird, in die es dann gehen kann.”

Für die Zeit bis zur nächsten Synodalversammlung in Rom sagte sie: “Ich hoffe, das Schlussdokument gibt uns eine Handhabe, die es uns ermöglicht, vor Ort, in unseren Ortskirchen und Ländern nachher konkret etwas einfordern zu können, weil einfach ein Standard gesetzt ist. Und dann ist klar, dass nachher das Kirchenrecht verändert werden muss. Ich hoffe, dass wir diesen Anspruch jetzt in den letzten Tagen auch noch hineinbekommen in das Schlussdokument.”

Jeppesen-Spuhler kritisierte eine mangelnde Transparenz über die Debatten der Synode und sagte: “Es kommt nicht rüber, wie die Debatten hier wirklich laufen. Zum Beispiel wurde gesagt, es sei im Plenum nur über den Diakonat der Frau geredet worden, nicht über den Zugang zu allen Ämtern. Das stimmt aber einfach nicht!”

Insgesamt sehe sie dennoch “eine Trendwende und einen Kulturwandel. Der Stein ist ins Rollen gekommen – auch wenn es sehr, sehr spät kommt aus meiner mitteleuropäischen Sicht. Aber nach dieser Synode wird es kaum mehr möglich sein, solche Synoden in der traditionellen Weise abzuhalten, dass also exklusiv Bischöfe teilnehmen. Es ist ein neuer Standard gesetzt.”

Zur Sicht der Weltsynode auf den deutschen Synodalen Weg bemerkte die Schweizerin: “Viele sagen: Die Deutschen haben einen guten Job gemacht (…) Und es sind gute theologische Dokumente herausgekommen, die der ganzen Weltkirche dienen. Das haben mir zum Beispiel auch afrikanische Bischöfe gesagt. Wir sollten (…) endlich diese Leute zusammenbringen, damit sie sich austauschen können und dann gemeinsam etwas machen.”