Der Fall sorgt für Entsetzen, weit über Berlin hinaus: Ein jüdischer Student wurde krankenhausreif geschlagen. Nun meldet sich der Präsident des Zentralrats der Juden mit klaren Forderungen.
Nach einer Attacke gegen einen jüdischen Studenten in Berlin-Mitte dringt der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, auf die Exmatrikulation des Tatverdächtigen von der Universität. Der mögliche Täter soll wie der Angegriffene selbst Student der Freien Universität sein.
Der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, Sebastian Büchner, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag, dass ein antisemitisches Tatmotiv nach jetzigem Stand der Ermittlungen “nicht fernliegend” zu sein scheine. Ermittelt werde wegen gefährlicher Körperverletzung.
“Wer einen jüdischen Kommilitonen krankenhausreif schlägt, weil er Jude ist, der hat an einer deutschen Universität nichts zu suchen”, betonte Schuster. Die Freie Universität (FU) habe “die Verantwortung dafür, dass es in ihren Reihen keinen Platz für Extremismus und Antisemitismus gibt. Die Beschwichtigungstaktik und die Ausflüchte der Hochschulleitung müssen endlich ein Ende haben. Wenn der Kampf gegen Antisemitismus ernst genommen wird, müssen antisemitische Straftaten zur Exmatrikulation führen.”
In der “Bild”-Zeitung hatte Schuster am selben Tag erneut gefordert, dass Universitäten keine “No-go-Areas” für Juden werden dürften. Schon im November hatte Schuster von “No-go-Areas” in Bezug auf Hochschulen gesprochen, denn diese stehen seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober massiv in der Kritik wegen ihres Umgangs mit Antisemitismus. Jüdische Studierende berichteten, dass sie aus Angst teilweise nicht mehr in die Hochschule gingen. Kritik am Verhalten konkret der FU war jüngst auch von der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) gekommen.
FU-Präsident Günter Ziegler hatte bisher lediglich von einem möglichen Hausverbot gesprochen: Sollte sich bestätigen, dass der Tatverdächtige ebenfalls Student der FU sei, werde die Hochschule umgehend mögliche juristische Schritte prüfen und eventuell ein Hausverbot durchsetzen. Auch hatte er betont, dass die Uni insgesamt “alles in ihrer Kraft Stehende” unternehme, um eine Bedrohung von jüdischen Studierenden auf dem Campus zu verhindern.
Zu dem genauen Tathergang am Freitagabend gibt es unterschiedliche Darstellungen. Nach Polizeiangaben war der 30 Jahre alte jüdische Student, der pro-israelische Ansichten in den Sozialen Medien vertreten haben soll, bei einem Streit verletzt worden. Zuvor habe sich offenbar eine Auseinandersetzung entwickelt zwischen ihm und dem 23 Jahre alten Verdächtigen, der eine pro-palästinensische Einstellung haben soll.
Der Jüngere soll dem Älteren dann unvermittelt mehrmals ins Gesicht geschlagen haben. Auf den am Boden Liegenden soll der Verdächtige eingetreten haben und dann geflüchtet sein. Rettungskräfte hätten den 30-Jährigen, der Brüche im Gesicht erlitten habe, ins Krankenhaus gebracht. Ermittler hätten den mutmaßlichen Täter in seiner Wohnung angetroffen, die Räume seien durchsucht worden. Festgenommen wurde er nicht.
Bei dem verletzten Studenten handelt es sich um den Bruder des Satirikers Shahak Shapira, wie dieser auf der Plattform X schrieb. Demnach gab es vor dem körperlichen Angriff keinen Streit zwischen den beiden Männern. Oberstaatsanwalt Büchner erklärte: “Es scheint nach dem bisherigen Stand allenfalls eine kurze vorherige Diskussion gegeben zu haben, bei der nicht zu vermuten gewesen wäre, dass diese eskalieren könnte. Die genauen Umstände sind aber noch Teil der laufenden Ermittlungen.”