„Wir bekommen die schönsten Lampen der Welt“, sagt Manfred Alberti, und man hört einen gewissen Stolz in seiner Stimme. Mit der Auswahl hat es sich der Kirchenvorstand der evangelisch-reformierten Gemeinde in Schieder, dem Alberti angehört, nicht leichtgemacht, aber jetzt sind alle Beteiligten überzeugt: Ihre Kirche wird demnächst nicht nur hell ausgeleuchtet sein, sondern auch dann gut aussehen, wenn das Licht aus ist.
Das gilt nicht nur für die Lampen, sondern für die gesamte Kirche, deren Innenraum gerade komplett neu gestaltet wird. Alberti als Kirchenältester und Pfarrer Uwe Sundermann sehen ihren neuen Kirchraum als eine Art Gesamtkunstwerk: hell, in der Farb- und Formensprache aufeinander abgestimmt und dabei noch technisch modernisiert und funktional.
So schön das alles ist: Wenn in der Kirche am Ostersonntag nach rund vier Monaten Umbau erstmals wieder Gottesdienst gefeiert wird, werden Pfarrer und Kirchenvorstand tief durchatmen. Denn in diesem Umbau steckt viel Geld, viel Arbeit und viel Lebenszeit. „Wir haben ja nicht einfach ein fertiges Konzept für den Umbau übernommen, sondern alles selbst entwickelt“, erklärt Uwe Sundermann.
Dafür haben sich Pfarrer und Kirchenvorstand viel Mühe gemacht: Schon früh im Verlauf der Planungen lud Sundermann einen Berater ein, der sich auf die Umnutzung von kirchlichen Räumen spezialisiert hatte. Der fragte die Kirchenältesten nach ihrer Vorstellung von Gemeinde, von Gottesdienst und Spiritualität, um neben den praktischen Bedürfnissen auch eine geistliche Konzeption für den Umbau zu erarbeiten. Auch mit dem Architekten gab es viele Gespräche. „Der ist sehr auf uns eingegangen und hat vieles auch selbst erspürt“, erzählt Sundermann.
Manche Idee entstand erst im Laufe der Arbeiten. So hatte man zunächst überlegt, den Altarraum weiß zu streichen. „Aber als die Grundierung aufgetragen war, sahen wir: Das Wandbild braucht Farbe, um sich abzuheben“, sagt Sundermann. Und der Entwurf für die neuen Türen – helles Holz mit Glasfeldern, in denen ein Kreuz zu sehen ist – stammt von einem Kirchenältesten.
Besonders begeistert ist Sundermann von dem Engagement seiner Konfi-Gruppen. Die Jugendlichen gestalteten nicht nur einen Vorstellungsgottesdienst zum Thema „Mein Traum von Kirche“, sondern waren auch beim Ausräumen der Kirche zur Stelle.
Eines stand für Uwe Sundermann fest: „Wenn, dann richtig.“ Er wollte sich von seinen Konfis nicht mehr sagen lassen, dass die Kirche aus den 50er Jahren in manchen Ecken aussehe „wie eine Kellerbar“. Zehn Jahre lang hat er dafür Überzeugungsarbeit geleistet und um Spenden geworben. Anfangs sollte es neue Stühle geben, und dazu einen neuen Fußboden. Je weiter dann die Planungen voranschritten, desto länger wurde die Wunschliste: der Innenanstrich, die Beleuchtung, die Lautsprecheranlage und eine Induktionsschleife für Schwerhörige. Eine großzügige Küche wurde möglich durch die Spende eines Gemeindegliedes.
Im Laufe der Arbeiten kam noch einige Überraschungen hinzu: Für die Lampen musste die Verkabelung erneuert werden; einige Deckenplatten hatten sich mit Feuchtigkeit vollgesogen; aktuelle Sicherheitsvorschriften machten ein erhöhtes Geländer auf der Empore notwendig. „Das hat mich manche Nacht Schlaf gekostet“, gibt Sundermann zu. „Aber dafür müssen wir jetzt mindestens 30 Jahre lang nichts machen.“
Wie sich die Neugestaltung der Kirche auf die Gemeinde auswirken wird, wird der Pfarrer auf sich zukommen lassen. Filmvorführungen kann er sich vorstellen, und Konzerte, vielleicht auch eine Vermietung für Vorträge. Ein Effekt ist jedenfalls jetzt schon offensichtlich: „Der Umbau hat uns im Kirchenvorstand richtig zusammengeschweißt.“
Kritik gab es bisher wenig. „Die Leute sagen: Macht‘s, aber macht‘s vernünftig“, erzählt Sundermann. Kirchenältester Alberti sieht dem Ostergottesdienst denn auch ziemlich gelassen entgegen: „Natürlich kann man es nie jedem recht machen“, meint er. „Aber wir sind von unserer neuen Kirche überzeugt.“
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Schluss mit Kellerbar
Eigentlich sollten es nur neue Stühle werden. Dann aber sagten sich Pfarrer und Kirchenvorstand im lippischen Schieder: Wenn, dann richtig. Ein Baustellenbericht
