Der DRK-Landesverband Schleswig-Holstein hat Kommunen vor einem Sparkurs bei der Kinderbetreuung gewarnt. Angesichts einer zurückgehenden Nachfrage nach Kita-Plätzen würden Gruppen und kleine Einrichtungen geschlossen und pädagogische Fachkräfte abgebaut, wie der Verband am Montag mitteilte. „Sinkende Kinderzahlen sind kein Grund für Rückbau – sondern eine Chance für nachhaltige Qualitätsentwicklung“, sagte Anette Langner vom DRK-Landesverbandsvorstand. Der Verband forderte Landesregierung und Kommunen auf, anstelle von Kürzungen in Qualität zu investieren.
„Kitas sind zentrale Ankerpunkte im Sozialraum – gerade in herausfordernden Zeiten“, sagte Langner. Sie würden früh Belastungen erkennen, Familien begleiten und Hilfesysteme vernetzen. Diese präventive Funktion dürfe nicht durch Personalabbau zerstört werden, hieß es. Durch rückgängige Kinderzahlen gebe es „eine historische Chance zur Qualitätssteigerung“, etwa durch bessere Betreuungsschlüssel, verlässlichere Personalressourcen, den schrittweisen Aufbau inklusiver Strukturen und die gezielte Vorbereitung auf den Ganztagsanspruch ab 2026. Fachkräfte sollten langfristig gesichert und weiterentwickelt werden.
In der aktuellen Bertelsmann-Studie vom 30. September liege Schleswig-Holstein mit einer Fachkraftquote in Kitas von 69,4 Prozent deutlich unter dem von der AG Frühe Bildung des Bundesfamilienministeriums empfohlenen langfristigen Mindestwert von 85 Prozent. Viele Kita-Teams würden bereits heute mit einem zu geringen Anteil professionell ausgebildeter Fachkräfte arbeiten. „Kommunen, die jetzt auf Minimalstandards und günstigere Betreuungskräfte setzen, sparen an der falschen Stelle“, warnte Langner.
Laut Langzeitstudien würde jeder Euro, der in frühkindliche Bildung investiert werde, später ein Vielfaches an Folgekosten in Jugendhilfe sowie im Gesundheits- und Daseinsfürsorgesystem einsparen, hieß es. Langner: „Schleswig-Holstein muss jetzt handeln, die bereitgestellten Bundesmittel aus dem Sondervermögen nutzen, um Fachkräfte zu halten, Familien zu stärken und Kindern die besten Bildungschancen zu bieten.“