Von den Ruinenlandschaften nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu ersten Schritten des Wiederaufbaus westdeutscher Städte: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat rund 5.000 historische Fotografien online gestellt. Die Aufnahmen aus der Zeit zwischen 1945 und 1949 stammten aus der Sammlung Schnitkemper, die der LWL 1995 angekauft habe, teilte der Landschaftsverband am Dienstag in Münster mit. In Zusammenarbeit mit der Kölner Irene und Sigurd Greven Stiftung sei der Bestand vollständig digitalisiert worden und nun unter www.bildarchiv-westfalen.lwl.org einsehbar.
Die Fotos erzählten vom Übergang in eine neue Zeit anhand von drei nordrhein-westfälischen Städten. So seien rund 98 Prozent der Aufnahmen in Münster, Recklinghausen und Köln zu verorten, teilweise bis auf die Hausnummer genau, hieß es. Wer die Bilder aufgenommen hat, ist laut LWL bis heute unbekannt. Das Medienzentrum des Landschaftsverbandes kaufte das Material vor 30 Jahren ohne Begleitmaterial und Notizen, ohne Hinweise auf den Urheber oder die Entstehungsumstände an.
Viele Fragen zu der Sammlung seien noch offen. „Wir hoffen, durch eine breite Öffentlichkeit eventuell noch Personen zu erreichen, die uns weitere Informationen zu den Bildern und vor allem zum Fotografen und dem Hintergrund der Entstehung liefern können“, sagte Tobias Flümann, wissenschaftlicher Referent im Bildarchiv des LWL-Medienzentrums in Münster.
Die Aufnahmen liegen als rund 10.000 Kleinbildnegative vor, die in 250 Filmrollen auf hochwertigem „AGFA Isopane F“-Filmmaterial überliefert sind, wie es hieß. Bemerkenswert sei dabei die verwendete Technik der Stereofotografie, erläuterte Flümann. Das Verfahren sei im 19. Jahrhundert populär gewesen, nach dem Zweiten Weltkrieg aber kaum noch verwendet worden. Bei dieser Art der Belichtung verfügt die Kamera den Angaben zufolge über zwei Objektive, wodurch gleichzeitig zwei Aufnahmen desselben Motivs erstellt werden können. Mithilfe eines Betrachtungsgerätes lasse sich so ein räumlicher Eindruck von Tiefe erwecken, erklärte Flümann.