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Sänger Campino: Übergang von Gedichten und Songtexten fließend

Einschlaflieder oder Songs, die bei Liebeskummer trösten, können als “Gebrauchslyrik” bezeichnet werden. Über Werke, die sein Schaffen derart geprägt haben, spricht Campino an der Düsseldorfer Uni. Der Ansturm ist enorm.

Zwischen Gedichten und Songtexten möchte Musiker Campino nach eigenen Worten keine scharfe Trennung vornehmen. “Damit limitiert man sich”, sagte er am Dienstag an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Allerdings komme er selbst bei Songtexten “immer mal mit einer schlampigen Zeile davon”, was man sich bei einem guten Gedicht nicht erlauben könne.

Am Spätnachmittag spricht der Musiker an der Universität als Gastprofessor über prägende literarische Einflüsse auf sein Schaffen. 30.000 Interessierte hatten sich nach Worten von Universitätsrektorin Anja Steinbeck für einen Platz im größten Hörsaal beworben, wo die Vorlesung stattfindet. 650 Personen können live dabei sein, 500 via Stream-Übertragung.

Vor seiner “Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik”, so der Titel der Vorlesung, erklärte Campino, der Begriff der “Gebrauchslyrik” sei ihm erstmals im Zusammenhang mit Erich Kästner begegnet. “Mit dieser Beschreibung fühle ich mich auch am wohlsten für das, was wir machen”, sagte er im Hinblick auf seine Band, die Toten Hosen.

Wichtig sei ihm die Freiheit, sich mit Werken zu befassen, die einem etwas sagten – ob dies ein 200 Jahre altes Gedicht sei oder mit Sprüchen an der Wand. In der Vorbereitung für seine Vorlesung habe er “voller Vorfreude” hunderte Gedichte gelesen. Auf die Frage nach seinem liebsten Stück Literatur sagte der Musiker: “Wenn ich nur noch ein Buch lesen dürfte – Erich Kästner.”

In Campinos zweiter Vorlesung (23. April) wird es um das Thema “Alle haben was zu sagen. Die Kakophonie unserer Zeit” gehen. Die Heinrich-Heine-Gastprofessur ist ein Geschenk des Landes Nordrhein-Westfalen. Erster Gastprofessor war 1991 Marcel Reich-Ranicki, zuletzt war es der Schauspieler Klaus-Maria Brandauer. Nach Liedermacher Wolf Biermann ist Campino den Angaben zufolge der zweite Gastprofessor mit musikalischem Hintergrund.