Leipzig. Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2023 geht an die russisch-jüdische Lyrikerin Maria Stepanova. Die 1972 in Moskau geborene Autorin, die derzeit im deutschen Exil lebt, bekomme den Preis für ihren Lyrikband „Mädchen ohne Kleider“, teilte die Stadt Leipzig mit. Das von Olga Radetzkaja aus dem Russischen übersetzte Buch war im Mai 2022 im Suhrkamp-Verlag erschienen. Maria Stepanova verhelfe dem nicht-imperialen Russland zu einer literarischen Stimme, die es verdiene, in ganz Europa gehört zu werden, heißt es in der Begründung der Jury.
Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird zur Eröffnung der Leipziger Buchmesse am Abend des 26. April 2023 im Gewandhaus verliehen. Die Laudatio hält die Schweizer Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Übersetzerin Ilma Rakusa.
Arbeit am Gedächtnis
Stepanovas Gedichtzyklen führten eindrücklich vor, wie sich in aktuelle Poesie ein waches Geschichtsbewusstsein einschreibt. Ihre Lyrik sei wie ihre Prosa und Essayistik Arbeit am Gedächtnis: „Sie folgt den Spuren namenloser Toter, fördert das Unerzählte zutage, schlägt ironische Haken und widersetzt sich jeder Art von Parolen.“ Auch wenn Stepanova in ihren Gedichten in den Abgrund schaue, bleibt ihre große Hoffnung die Sprache, so die Jury.
Der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung wird seit 1994 jährlich zum Auftakt der Leipziger Buchmesse vergeben. Er zählt zu den wichtigsten Literaturauszeichnungen in Deutschland. Das Preiskuratorium bilden der Freistaat Sachsen, die Stadt Leipzig, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Leipziger Messe.