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Rufe nach mehr Schutz am Welttag gegen Gewalt an Frauen

Ob in Flüchtlingsunterkünften oder den eigenen vier Wänden – weltweit sind vor allem Frauen von Gewalt betroffen. Zum Welttag gegen Gewalt an Frauen mehren sich die Hilferufe.

Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am Samstag haben Politikerinnen sowie kirchliche und andere Frauenverbände mehr Schutz für Frauen gefordert.

Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) verwies auf ihr neues Gewalthilfegesetz, das sie am Donnerstag angekündigt hatte: “Mein Konzept sieht vor, dass wir erstmals in Deutschland einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung bei geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt einführen.”

Jede dritte Frau müsse in ihrem Leben mindestens einmal körperliche oder sexualisierte Gewalt erleiden, fügte Paus hinzu. Bei jeder vierten sei der Partner oder Ex-Partner Täter: “Gewalt bedeutet oft Machterhalt. Bis zur Trennung brauchen Frauen viele, noch zu viele Anläufe. Auch angesichts von Femiziden ist es eine sicherheitspolitische Aufgabe, Frauen, die Gewaltopfer sind, eine Schutzinfrastruktur bereitzuhalten.”

Es brauche ein effektives Gesamtkonzept, um Frauen zu schützen, erklärten die evangelische Diakonie und der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB). Der KDFB forderte die Bundesregierung auf, die notwendigen finanziellen Mittel zum Schutz von Frauen auch im digitalen Raum zur Verfügung zu stellen. Außerdem seien ein Hilfesystem und ein Ausbau an Beratungsangeboten notwendig.

Die Diakonie sprach von mehr als 14.000 fehlenden Plätzen in Frauenhäusern. In Deutschland würden 21.000 Plätze benötigt, aktuell gebe es weniger als 7.000. Bund und Länder seien aufgefordert, eine einheitliche gesetzliche Finanzierung von Schutz- und Hilfsangeboten zu gewährleisten.

Das Deutsche Menschenrechtsinstitut sieht häusliche Gewalt im Umgangs- und Sorgerecht zu wenig berücksichtigt. Außerdem fordert das Institut, häusliche Gewalt in das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) aufzunehmen und das Kindeswohl gemäß UN-Kinderrechtskonvention stärker in den Blick zu nehmen.

Laut Bundeskriminalamt kam es im Jahr 2022 zu rund 241.000 Fällen von häuslicher Gewalt in Deutschland, etwa 158.000 Fälle wurden als Partnerschaftsgewalt registriert – eine Zunahme von über neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 80 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Jede dritte Frau in Deutschland wird nach Angaben des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben mindestens einmal im Leben Opfer von Gewalt.

Am Donnerstag hatten die Vereinten Nationen (UN) Zahlen veröffentlicht, nach denen im Jahr 2022 weltweit fast 89.000 Frauen und Mädchen vorsätzlich getötet wurden, so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. 55 Prozent dieser Tötungsdelikte werden demnach von Familienmitgliedern begangen. Die UN stufen diese Taten als Femizide ein, bei denen Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts zu Opfern werden.

Die Organisation “Ärzte der Welt” wies zudem auf die Situation von Frauen in deutschen Flüchtlingsunterkünften hin. Diese seien Gewalt oft schutzlos ausgeliefert. Insbesondere in Turn- oder Leichtbauhallen, in denen hunderte Männer und Frauen gemeinsam untergebracht sind, gebe es keine Schutzräume.