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Ruf nach mehr Anstrengungen gegen Armut und Hunger – Mädchen im Blick

Gleich zwei Gedenktage weisen auf die prekären Lebensumstände von Millionen Menschen weltweit hin: der Welternährungstag und der Internationale Tag für die Beseitigung der Armut. Organisationen nutzen sie für Appelle.

Hilfswerke fordern von Politik und Wirtschaft mehr Anstrengungen, Armut und Hunger in der Welt zu bekämpfen. Ein Bündnis aus 23 Nichtregierungsorganisationen plädierte dafür, Menschen im Globalen Süden selbst bestimmen zu lassen, was sie anbauen. Zu häufig werde ihnen das von Konzernen oder durch Handelsabkommen vorgegeben, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Papier. Zudem müssten die Menschenrechte in den Mittelpunkt gestellt werden – vor allem von Kleinbauern, Frauen, Kindern und Indigenen. Auch müsse auf eine nachhaltige Agrarökologie statt auf industrielle Landwirtschaft gesetzt werden.

Das Bündnis äußerte sich anlässlich des Welternährungstags am Donnerstag. Zu dem Bündnis gehören unter anderen Misereor, Brot für die Welt sowie World Vision Deutschland. Weltweit leiden den Angaben zufolge derzeit 673 Millionen Menschen chronisch an Hunger. Die Tendenz sei steigend. Hunger sei aber kein Naturphänomen, sondern “das Ergebnis politischer Entscheidungen und ungerechter Strukturen”. Es seien genug Nahrungsmittel vorhanden, um alle Menschen weltweit satt zu machen.

Die UNO-Flüchtlingshilfe erklärte, ein besonderer Fokus liege in diesem Jahr auf der Situation im Sudan. Rund zwölf Millionen Menschen seien innerhalb und außerhalb des Landes auf der Flucht, 24,6 Millionen litten unter Hunger. “Der Sudan steht exemplarisch für eine Welt, in der Hunger und Vertreibung sich gegenseitig verstärken”, sagte der Nationale Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe, Mark Ankerstein.

Hunger sei nach der völkerrechtlichen Definition in der Genfer Flüchtlingskonvention zwar kein anerkannter Fluchtgrund, Hunger und Flucht hingen jedoch eng zusammen. So könne Hunger sowohl indirekte Ursache als auch direkte Folge von Flucht sein. Mit Blick auf die weltweit anhaltenden Krisen ruft die UNO-Flüchtlingshilfe zu einer nachhaltigen Finanzierung von humanitärer Hilfe sowie zu einem verstärkten Einsatz für Geflüchtete auf.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, ruft zu einer gerechteren Wirtschaftsordnung, solidarischen Klimapolitik und fairen Handelsbeziehungen auf. “Gerechter und nachhaltiger Friede kann nicht entstehen, wenn Menschen dauerhaft von Armut, Hunger, Ausbeutung, Ausgrenzung oder fehlender Bildung betroffen sind.” Die Kirchen hätten durch ihre Hilfswerke eine große Expertise im Kampf gegen Hunger und Armut. Über deren Arbeit stehe der Leitgedanke “Freiheit in Gemeinschaft”.

Zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut am Freitag appellieren die SOS-Kinderdörfer für mehr Gleichstellungsmaßnahmen. Frauen und Mädchen seien überproportional von Armut betroffen. Demnach haben Frauen und Mädchen weniger Zugang zu Gesundheitsdiensten, Bildung und Sozialleistungen. “Mädchen und Frauen haben das Recht auf gleiche Chancen. Die Weltgemeinschaft muss Programme zur Bildung und den Ausbau sozialer Leistungen für sie viel stärker priorisieren”, sagte der Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, Boris Breyer.