Der Todesstern – er spielt eine wichtige Rolle in den “Star Wars”-Filmen. Wie dieser Stern entstanden ist, zeigt “Rogue one” von 2016. Ein unterhaltsames Spektakel – nicht nur für Fans.
In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
Ein Spin-off aus dem Science-Fiction-Universum, das die unmittelbare Vorgeschichte zum Klassiker “Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung” beleuchtet: Das Imperium entführt einen genialen Ingenieur (Mads Mikkelsen), damit dieser den Todesstern fertig baut – als perfektes Instrument, um die Galaxis zu “befrieden”, wie die Machthaber sagen, was freilich im Klartext heißt, sie mittels Einschüchterung und Gewalt zu unterjochen.
Jahre später bricht die Tochter des Ingenieurs (Felicity Jones) mit einem Fähnlein mutiger Rebellen auf, um die Baupläne der Superwaffe zu erbeuten und seine Schwachstelle zu finden. Der fiese imperiale General Krennic (Ben Mendelsohn) setzt jedoch alles daran, die Waffe wie geplant zum Einsatz zu bringen…
Natürlich spielt auch diese “Star Wars Story” wieder “vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis”; wie giftig sie mit autokratischen Männern ins Gericht geht, die Ordnung und Sicherheit versprechen, wirkt aber durchaus aktuell. Mit der metaphysischen “Macht” wird hier nur sehr sparsam gearbeitet; stattdessen interessieren sich Buch und Regie eher fürs handfest Politische und stellen dem Imperium mit seiner gestrengen Hackordnung männlicher Führungsfiguren (Imperator, Darth Vader, General Tarkin, Krennic) und dem gleichgeschalteten Heer der Sturmtruppen eine Rebellion entgegen, die für “diversity” und Pluralismus steht.
Wenn sich im Hauptquartier der Rebellen-Allianz Männer und Frauen aller möglicher Ethnien und Spezies ins Wort fallen und um einen demokratischen Entscheidungsprozess ringen, dann ist das ohne Zweifel weniger effektiv und charismatisch als der Auftritt Darth Vaders. Aber Freiheit ist eben nicht unbedingt effektiv und charismatisch. Sie ist vor allem anstrengend. Richtige Heldinnen kämpfen trotzdem dafür!
“Frieden”: Wenn jemand wie General Krennic ein solches Wort im Mund führt, ist Vorsicht geboten. Entsprechend hält ihm Galen Erso entgegen, dass er wohl “Frieden” mit “Terror” verwechsle. Erso ist ein genialer Ingenieur, und Krennic will ihn nötigen, das Instrument fertigzustellen, mit dem Krennic im Dienste des Imperiums den vollmundig verheißenen Frieden herstellen will: den Todesstern. Jene Waffe also, die ganze Planeten vernichten kann, und mit der Unruhestifter, die sich der Herrschaft des Imperiums nicht fügen wollen, zur Unterwerfung genötigt werden sollen.
Erso hat sich von diesem Werk losgesagt, doch er kann nicht verhindern, dass sich das Imperium seiner bemächtigt. Seine Frau wird erschossen, er selbst verschleppt, die kleine Tochter bleibt allein zurück. Der Todesstern wird gebaut werden.
Dass Galen Erso nicht der einzige ist, der sich dem Friedhofsfrieden des Imperiums nicht kampflos überlassen will, ist popkulturelles Allgemeinwissen: Der Todesstern wird wieder zerstört werden, Han Solo und Luke Skywalker sei Dank. Wie die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, wie Prinzessin Leia an jene entscheidenden Informationen kommt, die sie zu Beginn von “Krieg der Sterne” im Speichersystem ihrer R2-Einheit versteckt, davon handelt “Rogue One” als unmittelbares Prequel zu der Original-Trilogie, die George Lucas 1977 startete.
Natürlich spielt auch diese “Star Wars Story” “vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis”. Mit der metaphysischen “Macht” wird indes nur sparsam gearbeitet; statt fürs Mythisch-Religiöse interessiert sich der Film eher fürs handfest Politische und stellt dem Imperium mit seiner gestrengen Hackordnung männlicher Führungsfiguren (Imperator, Darth Vader, General Tarkin, Krennic) eine Rebellion entgegen, die für das steht, was von Populisten gerne als unübersichtliches “Chaos” der Pluralität verunglimpft wird.
Wie “Star Wars: Das Erwachen der Macht” (2015) wirft sich auch “Rogue One” von 2016 für die vielbeschworene “diversity” in die Bresche: Der wilde Haufen, der sich zusammenrauft, besteht aus einer Frau und einem Männerensemble, das demonstrativ auf ethnische Vielfalt setzt. Wenn die Rebellen-Allianz an internen Querelen mit einer Splittergruppe herumlaboriert oder sich in ihrem Hauptquartier Männer und Frauen aller möglicher Ethnien und Spezies ins Wort fallen und um einen demokratischen Entscheidungsprozess ringen, dann ist das weniger effektiv und weniger charismatisch als der Auftritt Darth Vaders, der als überlebensgroße Figur im Gegenlicht sagt, wo es langgeht.
Aber Freiheit ist eben nicht unbedingt effektiv und charismatisch. Sie ist vor allem anstrengend. Weswegen sich die jugendliche Heldin, Galens Tochter Jyn Erso, zunächst auch nicht darum reißt, den Heldenjob zu übernehmen, dann aber doch in die Rolle einer Jeanne d”Arc der Rebellion hinein wächst.
Eine große Stärke des Films ist das “World Building”: Gareth Edwards und seine Mitarbeiter erschaffen fremde Planeten, Raumschiffe, Kulturen und Kreaturen mit einer solchen Detailliebe und Sinnlichkeit, dass sie mitunter fast von der Handlung ablenken und den Wunsch wecken, sich gründlicher in die Panoramen zu vertiefen.
Der Film besitzt einen wunderschönen Retro-Science-Fiction-Look, der Bekanntes und Neues kongenial mischt. Erzählerisch fällt der Film dagegen relativ schlicht aus. Einmal mehr wird das bewährte “Heldenreise”-Schema variiert, das George Lucas seinem ersten “Star Wars”-Film zugrunde legte; einmal mehr spielt eine Vater-Kind-Beziehung eine Schlüsselrolle, und natürlich mündet alles in eine große finale Schlacht.
Im Vergleich mit “Das Erwachen der Macht” wird mit etwas weniger Humor operiert, dafür aber Märtyrer-Pathos umso dicker aufgetragen, bisweilen zu dick. Nichtsdestotrotz liefert der Film eine höchst unterhaltsame “Arbeit am Mythos”, die die Vitalität der “Star Wars”-Welt bekräftigt – vor allem weil sich die Konflikte des Sternenkrieges in immer wieder neuen Bezügen sehen lassen.