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Roboter puzzelt antike Wandbilder in Pompeji wieder zusammen

3D-Scans, Künstliche Intelligenz und weiche Greifhände: Ein in Bonn entwickelter Roboter setzt Bruchstücke antiker Wandmalereien wieder zusammen. Ein gravierender Fortschritt für die Archäologie.

Die Universität Bonn hat einem Roboter das Puzzeln beigebracht – und ihn in Pompeji Fragmente antiker Wandmalereien zusammensetzen lassen. Das Gerät habe mit seinen zwei Armen und weichen Greifhänden Stück für Stück präzise platziert, teilte die Hochschule am Mittwoch mit. Das von der EU geförderte und von der Universität Ca’ Foscari in Venedig koordinierte Projekt verknüpfe modernste Methoden der Künstlichen Intelligenz und Robotik mit den Bedarfen der Archäologie.

“Die Herausforderung ist, dass wir im Gegensatz zu einem normalen Puzzle kein Bild auf der Schachtel haben”, sagte die Professorin für Humanoide Roboter, Maren Bennewitz. “Viele Teile sind stark beschädigt oder fehlen ganz, und Fragmente verschiedener Werke sind oft vermischt. Umso wichtiger ist es, dass Robotik und KI eng mit dem archäologischen Sachverstand zusammenarbeiten.”

Die Bruchstücke werden den Angaben zufolge zunächst mit einem eigens entwickelten 3D-Scan-System digitalisiert. Auf dieser Basis versuche die Künstliche Intelligenz, das Puzzle zu lösen. Sie schlage passende Kombinationen zwischen Bruchstücken vor und berechne, wie aus hunderten oder tausenden Teilen wieder größere Bildsegmente entstehen können.

“Unsere Algorithmen berechnen für die beiden Roboterarme die Bewegungen, mit denen die Fragmente zuverlässig aufgenommen und vorsichtig an der berechneten Position abgelegt werden”, erklärte Doktorand Nils Dengler, der fünf Wochen in Pompeji verbrachte. Dort lagern unter anderem Deckenmalereien aus dem “Haus der Maler bei der Arbeit” sowie Fresken aus der Schola Armaturarum, die durch den Ausbruch des Vesuvs 79 nach Christus, durch Bombardements im Zweiten Weltkrieg und einen Einsturz 2010 zerstört wurden.

Die Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass überall auf der Welt in Depots und Magazinen große Mengen an Fragmenten von Keramik, Wandmalereien oder Architekturteilen lagern, deren Rekonstruktion aus Zeitgründen nie begonnen wurde. Mit dem Forschungsprojekt sollte herausgefunden werden, ob Roboter die mühsame Sortier- und Puzzlearbeit übernehmen können, “damit die Fachleute ihre Zeit dort einsetzen können, wo menschliche Expertise unverzichtbar ist”, so Bennewitz.