Trotz Verhandlungen bis in die Nacht hinein konnten sich die EU-Umweltminister bislang nicht auf ein Klimaziel für 2040 einigen. Auch beim für die Weltklimakonferenz (COP30) in Brasilien entscheidenden europäischen Klimaschutzbeitrag (NDC) gab es keinen Durchbruch. Die Gespräche sollen am Donnerstag fortgesetzt werden.
„Wir glauben, dass wir die Grundlage für eine politische Einigung haben. Wir gehen davon aus, dass wir in wenigen Stunden, wenn wir die Verhandlungen wieder aufnehmen, eine formelle Einigung erzielen werden“, erklärte eine Sprecherin der dänischen Ratspräsidentschaft in den frühen Morgenstunden in Brüssel. Dänemark hat im Juli turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft übernommen.
Angestrebtes Klimaziel: Emissionen um 90 Prozent senken
Deutschland hatte sich vor den entscheidenden Gesprächen klar hinter den Vorschlag der EU-Kommission gestellt, die eine Reduktion der Treibhausgase gegenüber 1990 um 90 Prozent bis 2040 vorgeschlagen hatte. Umweltminister Carsten Schneider (SPD) betonte, Industriestaaten müssten ihrer Verantwortung gerecht werden: „Das ist unsere Verantwortung als hochentwickelte Länder, die in den vergangenen Jahrzehnten deutlich mehr CO2 ausgestoßen haben als andere.“ Die EU müsse vor der COP30 zeigen, dass multilaterale Zusammenarbeit funktioniere.

Europa hat sich im EU-Klimagesetz verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden. Das erste Etappenziel auf dem Weg dahin – eine Emissionsminderung um 55 Prozent bis 2030 – ist bereits vereinbart. Über das zweite Zwischenziel für 2040 wird nun hart verhandelt. In begrenztem Umfang sollen dabei Klimaschutzprojekte in Drittstaaten anrechenbar sein. Wie groß dieser Anteil sein darf, ist jedoch umstritten.
EU-Kommission: Debatten um Klimaziele statt Umsetzung sorgen für Kritik
Die EU-Kommission hatte eine Obergrenze von drei Prozent internationaler Emissionszertifikate vorgeschlagen, was Deutschland unterstützt. Frankreich forderte fünf, Polen sogar zehn Prozent. Eine höhere Quote würde bedeuten, dass die EU ihre Emissionen real nur um 80 oder 85 Prozent senken müsste, den Rest könnte sie sich durch Ausgleichsprojekte im Ausland anrechnen lassen.
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Finger weg vom Emissionshandel!
Internationale Zertifikate im ETS wären wie ein Loch im Eimer des Klimaschutzes: das System läuft leer. Echte Reduktionen statt Freikaufen – sonst wird aus dem ETS ein Ablasshandel.— Michael Bloss (@micha_bloss) November 4, 2025
Zudem wollen einige Staaten eine Revisionsklausel durchsetzen, wonach das Ziel alle zwei Jahre überprüft werden soll. Der Grünen-Europaabgeordnete Michael Bloss kritisierte, damit verliere jedes Klimaziel seine Verbindlichkeit. Auch aus der Industrie kam Kritik: Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) warf der EU vor, sich in Zieldebatten zu verlieren, statt Investitionen in Klimaschutz und Infrastruktur zu fördern.
Weltklimakonferenz beginnt am 10. November 25
Die Verhandlungen sind nicht zuletzt entscheidend für den europäischen Beitrag zur Weltklimakonferenz COP30, die am Montag im brasilianischen Belém beginnt. Nach dem Pariser Klimaabkommen müssen alle Vertragsstaaten regelmäßig sogenannte national festgelegte Beiträge (NDCs) bei den Vereinten Nationen einreichen, in denen sie ihre künftigen Emissionsziele festlegen. Die EU kann ihr neues NDC für 2035 jedoch erst dann offiziell übermitteln, wenn sich die Mitgliedstaaten auf das Ziel für 2040 geeinigt haben. Denn dieses bestimmt den gesamten europäischen Emissionspfad.
