Ein Meisterwerk von Weltrang ist ab 1. November in Schwäbisch Hall zu sehen. Der Rimini-Altar zähle zu den kostbarsten Alabasterensembles in Europa und sei eines der bedeutendsten mittelalterlichen Bildwerke, teilte die Würth-Gruppe am Donnerstag in Künzelsau mit. Das um 1430 geschaffene Werk eines Unbekannten gelte mit seinem Figurenreichtum auch fast 600 Jahre später als einzigartig. Ab 1. November erstrahle der Rimini-Altar, eines der Hauptwerke der Frankfurter Liebieghaus Skulpturensammlung, in der Johanniterkirche in Schwäbisch Hall. Die profanierte Kirche ist heute eine Zweigstelle der Kunsthalle Würth.
Früher war der Rimini-Altar in der Kirche Santa Maria delle Grazie in Rimini-Covignano (Italien) aufgestellt. Im Jahr 2017 begann in Frankfurt am Main ein mehrjähriges internationales Forschungs- und Restaurierungsprojekt zum Rimini-Altar. Die überraschenden Erkenntnisse: Das 18-teilige Figurenensemble wurde nicht in Italien, sondern wohl von einem südniederländischen Bildhauer in Brügge geschaffen. Er verwendete Alabaster aus dem fränkischen Steigerwald.
Im Zentrum des Altars dominiert das Kreuz, an dem der zerbrechlich wirkende Gekreuzigte hängt. Jeweils sechs Apostel flankieren ihn. Zudem haben sich versammelt: die den Kreuzesstamm verzweifelt umklammernde Maria Magdalena, die beiden mitverurteilten Schächer am Kreuz, die trauernden Frauen mit der vor Schmerz niedersinkenden Mutter Jesu, die Gruppe um den bekehrten Hauptmann und weitere männliche Figuren.
Alle Bildwerke, so die Mitteilung, folgten den verklärenden Idealen des sogenannten „Schönen Stils“ (circa 1380 bis 1430). Doch in der schonungslosen Wiedergabe der verrenkten Gliedmaßen der Schächer oder der Finesse der Gesichter, bis zu Fältchen und Lidfalten, breche sich bereits der Realismus der folgenden Jahrzehnte Bahn. (2500/19.10.2023)