Von Bonn bis Traben-Trarbach: Die Evangelische Kirche im Rheinland will Missbrauch in kirchlichen Internaten aufarbeiten. Dazu ruft sie zur Teilnahme an einer Studie auf.
Für eine Studie zu Missbrauch in evangelischen Internaten sucht die Evangelische Kirche im Rheinland nach Betroffenen und Zeitzeugen. Die wissenschaftliche Untersuchung ist eine Konsequenz der 2023 vorgestellten Studie zu Missbrauch im Martinsstift in Moers, wie die Landeskirche am Montag in Düsseldorf mitteilte. Die Studie startet demnach im Januar 2026 und soll nach einem Jahr abgeschlossen sein. Ziel sei es, Fälle sexualisierter Gewalt zu erfassen und aufzuarbeiten.
Untersucht werden den Angaben zufolge Internate, Alumnate und Schülerheime in Bonn Bad Godesberg, Burscheid, Dierdorf, Herchen, Hilden, Kaiserswerth, Meisenheim, Neukirchen-Vluyn, Neuss und Traben-Trarbach. Hinzu komme ein Wohnheim im westfälischen Espelkamp-Mittwald. Es handle sich um Einrichtungen, die zumeist in den 1950er Jahren eröffnet wurden und heute überwiegend geschlossen seien. Bei drei Internaten seien bereits Verdachtsfälle oder dokumentierte Fälle bekannt.
Betroffene und Zeugen werden gebeten, sich an die Ansprechstelle für den Umgang mit Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung der Landeskirche, die Hilfsorganisation Weißer Ring oder die jeweiligen Vertrauenspersonen der Kirchenkreise zu wenden. Die Durchführung der Studie erfolge unabhängig von der Landeskirche und mit Unterstützung der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Die Bearbeitung der Daten laufe anonymisiert. Zur Aufarbeitung werden laut Landeskirche auch die eigenen Aktenbestände und die der Trägerorganisationen der Einrichtungen erforscht.