Mit einem Gottesdienst hat am Sonntag in Düsseldorf die diesjährige Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland begonnen. In der Predigt mahnte Präses Thorsten Latzel die Kirche, der „Versuchung der Macht“ zu widerstehen und nicht „Weltbesserwisser“ zu sein. Macht sei für Kirche nur dann legitim, „wenn sie der Liebe dient und Menschen frei macht“. Jesus preise Menschen selig, die der Verlockung der Macht widerstehen.
Hauptthema der sechstägigen Beratungen sind kirchliche Reformen angesichts sinkender Mitgliederzahlen und schwindender Finanzkraft. „Wir werden kleiner, wir verlieren gesellschaftlich an Relevanz, ein ‘weiter wie bisher’ wird es für die kommenden Generationen in Kirche nicht geben“, sagte der Theologiestudent Paul Hector im Gottesdienst. Kirchenleitungsmitglied Ricarda Gerhardt sagte, damit Neues wachsen könne, brauche es den Mut, Altes aufzugeben.
Superintendentin Antje Menn aus dem Kirchenkreis Lennep rief dazu auf, der Fürsorge Gottes zu vertrauen, der Lebenskraft, Trost, Orientierung und Hoffnung gebe. Superintendent Hartmut Sitzler aus dem Kirchenkreis An Lahn und Dill warnte vor einer Instrumentalisierung von Bibel und Gott: Gott lasse sich nicht für fremde Zwecke einspannen, auch nicht für die Erneuerung der Kirche. Sein Wort müsse auch in den Reformdebatten eine Rolle spielen.
Bis Freitag berät das Kirchenparlament der zweitgrößten deutschen Landeskirche, die knapp 2,2 Millionen Mitglieder hat, über zahlreiche Vorlagen und Gesetze und verabschiedet den Haushalt. Jenseits der klassischen Ausschüsse befassen sich die 198 stimmberechtigten Mitglieder der Synode zwei Tage lang in Arbeitsgruppen und Workshops intensiv mit nötigen Veränderungen und Zukunftsfragen wie religiöse Bildung in Familien, Nachwuchsgewinnung, Mitgliederbindung, neuen Gemeindeformen, digitaler Kirche und mehr Vielfalt.
Bereits beschlossen werden könnte eine Lockerung der Regeln für Gottesdienste und Amtshandlungen wie Taufen, Trauungen und Abendmahl. Weitere Themen sind sexualisierte Gewalt, Migration und Antisemitismus. Die rheinische Kirche erstreckt sich mit ihren 37 Kirchenkreisen und 605 Gemeinden über Teile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland. Die Landessynode ist das oberstes Beratungs- und Entscheidungsorgan.