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Reinhard Marx – Der Ein-und-Ausgänger im Vatikan

Seit 2008 leitet der Westfale Reinhard Marx (70) das Erzbistum München und Freising. Zwischenzeitlich zählte der Kardinal zu den mächtigsten Kirchenmännern Deutschlands und in Europa. Mehrere Ämter hat er selbst abgegeben oder verloren.

Im November 2010 von Benedikt XVI. in den Kardinalsrang erhoben, war Marx Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (2014-2020), Chef der EU-Bischofskommission COMECE (2012-2018) und 2013 bis 2023 Mitglied im Kardinalsrat (“K9”), damit also einer der engsten Berater von Papst Franziskus. Geblieben ist der Bischofsstuhl in München – für den er Franziskus 2021 seinen Amtsverzicht anbot. Doch der nahm nicht an.

An der Spitze der Bischofskonferenz hat Marx das Reformprojekt Synodaler Weg in Deutschland auf den Weg gebracht. Aus dem Vatikan wurde es mit Prügeln bedacht. Was die in Aussicht gestellten Reformen in seinem Erzbistum angeht, dürften sich am ehesten jene Katholiken freuen, die traditionellen Geschlechtsrollen nicht entsprechen. Bei einem Münchner Queer-Gottesdienst kam Marx 2022 in die Kirche Sankt Paul; auf den Altarstufen lag eine Regenbogenfahne.

Vergebungsbitten gab es von Marx auch in Zusammenhang mit dem Umgang mit Missbrauchsfällen in München. Für das Bistum Trier, das Marx 2001 bis 2008 leitete, steht für dieses Jahr noch ein solches Missbrauchsgutachten an. Im Frühjahr 2021 verzichtete Marx auf das Bundesverdienstkreuz, nachdem ihm Betroffene schwere Versäumnisse im Umgang mit Missbrauchsfällen in Trier vorhielten.

Als Erzbischof legte Marx in München den Grundstein für das 2015 nach Rom verlegte internationale päpstliche Kinderschutzzentrum. Einen Großteil seines Privatvermögens brachte er Ende 2020 in eine Stiftung für Betroffene sexuellen Missbrauchs in der Kirche ein.

In der jüngeren Vergangenheit hatte der Kardinal mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Im Sommer vor zwei Jahren brach er sich den linken Arm, im Februar 2025 dann die rechte Schulter. Beide Male musste er operiert werden und fiel mehrere Wochen aus.