Mit einem vielseitigen Programm feiert das Leipziger Grassi Museum für Angewandte Kunst sein 150-jähriges Bestehen. Schwerpunkt seien im Jubiläumsjahr 2023 drei Sonderausstellungen, eine in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Regisseur Robert Wilson, sagte Museumsdirektor Olaf Thormann am Mittwoch in Leipzig. Wilson werde im Museum rund 150 Stühle aus mehreren Jahrzehnten inszenieren.
Die Objekte stammen aus einer Privatsammlung. Die Ausstellung von Mai bis Oktober sei als „eine Art Oper mit Sound und Licht“ zu erleben, kündigte Thormann an. Außerdem frage eine weitere Präsentation nach dem Design der Zukunft. Zu sehen seien unter dem Titel „Zukünfte“ außer Gegenständen auch Installationen.
Das Grassi Museum hat für 2023 mit mehr als 92.000 Menschen einen neuen Besucherrekord verzeichnet. Dies sei die höchste Gästezahl seit zehn Jahren, sagte Thormann. Etwa 16 Prozent der Gäste waren Kinder und Jugendliche. 2013 wurden rund 95.000 Besucherinnen und Besucher gezählt.
Ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr 2023 ist eine Festveranstaltung am 24. Mai, zu der Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erwartet werden. Es schließt sich ein Festwochenende mit Veranstaltungen und Führungen an.
Zu sehen sind in dem städtischen Museum in drei ständigen Ausstellungen mehr als 5.000 Objekte der Kunst- und Kulturgeschichte Europas von der Antike bis in die Gegenwart, darunter zahlreiche Jugendstilexponate. Der Gesamtbestand umfasst laut Thormann etwa 230.000 Objekte, darunter Textilien, Papierarbeiten und Möbel. Der Eintritt in das Museum sowie in drei weitere städtische Museen Leipzigs ist von 2024 bis 2026 für die jeweiligen Dauerausstellungen frei.
Seit kurzem ist im Grassi Museum auch ein Glasfenster von Adolf Hölzel (1853-1934) aus dem Jahr 1934 zu sehen. Hölzel gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Moderne in Deutschland und einer der bedeutenden Glasgestalter des 20. Jahrhunderts. Das jetzt in Leipzig gezeigte Fenster war einst im Treppenhaus des Haushaltwarengeschäftes Maercklin in Stuttgart eingebaut. Es ist die letzte Glasarbeit von Hölzel. Das Leipziger Museum erhielt das Werk als Schenkung.
Das Grassi Museum präsentiert neben Arbeiten aus Keramik und Glas auch Möbel, Metalle und Leipziger Goldschmiedearbeiten sowie Textilien, spätgotische Schnitzplastiken und Flügelaltäre. Gezeigt werden zudem ostasiatische und islamische Kunst sowie Objekte des Jugendstils.
Im vergangenen Jahr kamen laut Thomann fast 2.000 neue Exponate aus den Bereichen Kunsthandwerk, Design, Grafik, Buch und Fotografie hinzu. Deren Wert belaufe sich auf etwa 1,91 Millionen Euro. Es seien zum größten Teil Schenkungen.
Das Museum wurde 1874 als Kunstgewerbemuseum eröffnet. Seit 1926 befindet sich die Sammlung im Grassi-Gebäudekomplex am Johannisplatz, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Erste provisorische Ausstellungen fanden wieder 1949 statt. Von 2001 bis 2005 wurde das Museum komplett saniert.