Fast jede fünfte Person (rund 19 Prozent) in der Region Hannover gilt als armutsgefährdet, obwohl sie Sozialleistungen bezieht. Insgesamt betrifft dies rund 228.000 Menschen, heißt es in dem ersten umfassenden Bericht zum Thema, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Ohne Ausgleich durch die staatlichen Leistungen wären es mit 25,4 Prozent und 304.000 Menschen noch einmal deutlich mehr, erläuterte eine Sprecherin. Als Armutsgefährdungsschwelle gelte (Stand Ende 2022) bundesweit ein Nettoeinkommen von 1.189 Euro pro Ein-Personen-Haushalt.
Auf staatliche Grundsicherungsleistungen zur Sicherung des Existenzminimums hatten laut dem Bericht rund 145.000 Menschen Anspruch und damit 12,1 Prozent der Bevölkerung der Region Hannover. Das Armutsrisiko ist besonders hoch bei Erwerbslosigkeit (49,7 Prozent), bei alleinerziehenden Elternteilen (44,8 Prozent) sowie bei Menschen mit Migrationshintergrund (41,8 Prozent). Junge Menschen im Alter von 18- bis unter 24 Jahren sind mit 25,6 Prozent deutlich häufige betroffen als Ältere.
Der rund 100-seitige Bericht beinhaltet den Angaben zufolge unter anderem auch Erläuterungen zu gesetzlichen Grundlagen und listet Angebote zur Bekämpfung und Prävention von Armut auf. Dazu gehören eine Clearingstelle, die Menschen ohne Krankenversicherungsschutz auffange, oder eine Kampagne zur Grundsicherung im Alter. Denn nicht alle älteren Menschen wüssten um ihre Leistungsansprüche oder nähmen sie in Anspruch.
„Armut ist keine Privatsache, sie geht uns alle an“, sagte die Sozialdezernentin der Region, Andrea Hanke. „Armut führt zu Ungleichheit, ist damit Nährboden für gesellschaftliche Unzufriedenheit, Spaltung und Entfremdung.“ Zu den zentralen Zielen der Region zähle es deshalb, Armut zu bekämpfen.