Buckow. Zum Bibelgespräch ist an diesem Sommerabend eingeladen. Es ist eine der zentralen Veranstaltungen, die die 16 Dörfer der Reformationsgemeinde Westhavelland im Kirchenkreis Nauen-Rathenow miteinander verbinden. Thema des Abends ist der Heilige Geist, doch am Rande bleibt noch Zeit für dies und das, etwa die Frage: „Was macht der Wald nach der Trockenheit?“ Das interessiert die Besucher aus einem besonderen Grund, denn der Kirchengemeinde gehören 130 Hektar Waldfläche.
Vieles geschieht von allein
Eine Arbeitsgruppe von Fachleuten aus der eigenen Gemeinde, darunter Forstbeamte und Biologen, erarbeitete 2015 ein Konzept, um ihren Wald „ökonomisch nachhaltig, sozial gerecht und langfristig umweltverträglich“ zu bewirtschaften. Nach gängiger Wirtschaftsweise, erklärt Forstwissenschaftler Michael Duhr, würden hingegen ganze Flächen kahlgeschlagen, um die alten Bäume zu vermarkten und dann Setzlinge neu anzupflanzen – mit Wildschutzgatter umzäunt.
Das sei „eine teure und gleichzeitig unökologische Methode“, bei der der Boden durch das Ernten und Pflügen unnötig ausgelaugt wird und die Neuanpflanzung durch fehlende Beschattung gestresst würde. Dabei geschehe im Wald vieles von ganz allein, betont der Fachmann.
30 Hektar stehen allein im Eigentum der Ortskirchengemeinde Garlitz. Dort hat man seit 2015 die Bewirtschaftung in die eigenen Hände genommen und begonnen, das Bewirtschaftungskonzept nach schöpfungsgerechten Grundsätzen umzusetzen. Michael Duhr, der in der Gemeinde als Prädikant und hauptberuflich als kaufmännischer Leiter im Brandenburgischen Landesbetrieb Forst tätig ist, zeigt gern vor Ort, wie das aussehen kann: Überall wachsen unter den großen, licht stehenden Kronen der Kiefern kleine und mittelgroße Birken, Eichen und Vogelbeeren. Sie haben sich selbst ausgesät und finden nun beste Bedingungen vor. „Das Mehrgenerationenhaus“, nennt es Duhr und verrät auch gleich das Rezept: „Wir entnehmen nur so viele der großen Kiefern, dass noch genug stehen bleiben, um dem Aufwuchs Schutz zu bieten. Dabei arbeiten wir nach dem Prinzip des Dauerwaldes.“
Vision vom Wald
Allerdings reichen diese Maßnahmen noch nicht für einen üppig wachsenden Wald, denn oft ist das Wild schneller. „Daher ist Jagd eine weitere wichtige Säule dieser schonenden Bewirtschaftung“, erklärt Michael Duhr. An einer anderen Stelle im Wald zeigt er das an einem Beispiel: Der ganze Boden ist bedeckt mit weißem Moos, einer Art, die auf besonders mageren Boden hinweist. Trotzdem geht das Konzept auch hier auf, denn überall sprießen und wachsen kleine Eichen und Birken hindurch. „Das ist unsere Vision von Wald“, begeistert sich Michael Duhr. Er hofft, dass sich langfristig auch andere Kirchengemeinden oder sogar Kirchenkreise trauen, den Weg der schöpfungsgerechten Waldbewirtschaftung zu gehen.
Am Ende profitieren nämlich nicht nur Eiche, Birke und Co., auch die Menschen haben etwas davon. So kann die Kirchengemeinde Garlitz auf die Einnahmen durch den Verkauf des Holzes und die EU-Förderungen für eine ökologische Wirtschaftsweise zählen, und die Allgemeinheit etwa auf den Trimm-dich-Pfad, einen naturnahen Spielplatz und die rustikale Holzumzäunung des Fußballplatzes, übrigens auch auf Kirchenland. Und eine Weihnachtsbaumplantage sichert die Bäume für alle 16 Kirchen der Gemeinde.
Gemeinsam feiern
Im Advent zieht das ganze Dorf in den Wald und feiert dort gemeinsam bei Glühwein, Musik und Andacht ihre „Waldweihnacht“. Die gute Gemeinschaft wird in der Reformationskirchengemeinde an vielen Stellen gepflegt. Oft mit überraschenden Konzepten und häufig bei einem gemeinsamen Essen.
Wie bei „Pasta mit Pastor“ in Bamme. „Wir haben überlegt, welche Gottesdienstformen uns ansprechen würden“, sagt Sabine Braatz, Kirchenälteste und Mitglied im Gesamt-Gemeindekirchenrat. „Zwar möchte ich den klassischen Sonntagsgottesdienst nicht in Abrede stellen, aber er wurde bei uns immer spärlicher besucht“, sagt sie. Jetzt gibt es stattdessen alle drei Monate am Freitagabend ein leckeres Essen mit Liturgie – am gedeckten Tisch mit Jung und Alt. Nach dem Votum, einem Teil der Gottesdienst-Liturgie, wird der Aperitif serviert. Auf die Bibel-Lesungen folgt das gemeinsame Essen, dann die Predigt. „In der Bibel finden sich viele Beispiele für Tischgemeinschaften“, sagt Prädikant Michael Duhr. Immer wieder entstehen dabei Gespräche über den Tisch. „Sich geistlich stärken, essen und dabei über die Woche reden – das macht doch Gemeinde aus“, findet Sabine Braatz.
Hochkarätige Gäste
Auch beim Veranstaltungsformat „Sonntags um 12 in Buckow“ trifft sich die Gemeinde mit hochkarätigen Gastpredigern, neben Mittagessen und Gespräch spielt die Tischgemeinschaft eine zentrale Rolle.
Reihum ist bei diesem zentralen Gottesdienst eine der 16 Gemeinden für die Mahlzeit zuständig – so sparen sich alle anderen das Kochen zu Hause.
Wer seine Suppe einmal gemeinsam mit Bischof Christian Stäblein löffeln möchte, kann zu der nächsten Veranstaltung am 2. Juli um 12 Uhr in die ehemalige Wallfahrtskirche zu Buckow, Buckower Dorfstraße, Nennhausen, kommen.